Einen Tag vor dem mit Spannung erwarteten Referendum in Großbritannien haben die Chefs von fast 1300 Unternehmen für einen Verbleib des Landes in der Europäischen Union geworben. Ein Austritt aus der EU könnte einen "ökonomischen Schock" verursachen, den vor allem kleinere Unternehmen und deren Beschäftigte zu spüren bekämen, schrieben die Konzernlenker in einem offenen Brief in der Zeitung "The Times". Zu den Unterzeichnern zählten unter anderem Virgin-Boss Richard Branson und US-Medienmogul Michael Bloomberg.
Trete Großbritannien aus der Europäischen Union aus, würde dies "Unsicherheit für unsere Firmen, weniger Handel mit Europa und weniger Jobs bedeuten", warnten sie. Ein Verbleib in der EU wäre dagegen mit "mehr Sicherheit, mehr Handel und mehr Jobs" verbunden. "Die EU-Mitgliedschaft ist gut für Geschäfte und gut für britische Arbeitsplätze", betonten die Unterzeichner.
Unterschrieben wurde der Aufruf auch von den Chefs von 51 der 100 Unternehmen, die im Leitindex FTSE-100 an der Londoner Börse vertreten sind. Einen ähnlichen Brief hatte die "Times" bereits im Februar veröffentlicht - dieser war damals von rund 200 Unternehmenschefs unterzeichnet worden, darunter 36 Unternehmen des Leitindexes. Zu den Neu-Unterzeichnern zählten nun die Großbank Barclays (LON:BARC), der Versicherer Standard Life, das Bergbauunternehmen Anglo American (LON:AAL) und der Baukonzern Berkeley Group.
In der Zeitung "The Sun" hatten dagegen am Dienstag hundert Chefs von kleinen Unternehmen für einen Brexit geworben. "Wir glauben, dass viele Ideale der EU nicht im besten Interesse für britische Unternehmen oder das britische Volk sind", schrieben sie in ihrem offenen Brief. Kleinere und mittelgroße Unternehmen würden "ständig mit unnötigen EU-Regulierungen und Bürokratie" konfrontiert.
"The Sun" und "The Times" gehören beide zum Medienimperium von Rupert Murdoch. Während "The Sun" sich für einen EU-Austritt ausspricht, wirbt "The Times" für einen Verbleib und für Reformen der Staatengemeinschaft.