Die weltweiten Stromnetze werden immer stärker von erneuerbaren Energien abhängig sein. Damit steigt der Bedarf an Energiespeichern, die als Puffer agieren können. Sie können sowohl Produktions- als auch Nachfragespitzen abfedern.
Welche Energiespeicher werden heute genutzt? Aktuell ist die Lithium-Ionen-Batterie die günstigste und praktikabelste Lösung. Doch je mehr Kohle- und Gaskraftwerke wir vom Netz nehmen, desto eher stoßen Lithium-Ionen-Batterien an ihre Grenzen. Gebraucht wird eine kostengünstige Lösung, mit der erneuerbarer Strom für Wochen, Monate oder sogar Jahre gespeichert werden kann. Das können unsere heutigen Energiespeicher nicht leisten.
Einige Start-ups entwickeln bereits die kommende Generation Energiespeicher. Nach einem eventuellen IPO könnten sie auch für Investoren interessant sein. Denn auf denjenigen, der den Energiespeicher der Zukunft entwickelt, warten Milliardenumsätze und -gewinne.
Flüssigmetallbatterien von Ambri
Das erste Start-up, Ambri, setzt auf Flüssigmetallbatterien aus Calcium und Antimon. Das Unternehmen hat für seinen Energiespeicher absichtlich Elemente gewählt, die besonders häufig in der Erdkruste vorkommen und daher extrem günstig sind. Die Materialkosten liegen bei nur einem Drittel der Materialkosten von Lithium-Ionen-Batterien.
Der Wirkungsgrad des Energiespeichers von Ambri liegt bei 80 %. Wird die Batterie mit einer Kilowattstunde geladen, kann sie davon also nur 800 Wattstunden wieder abgeben. Lithium-Ionen-Batterien schneiden hier besser ab – jedoch wird dieser Nachteil durch die Kosten mehr als aufgewogen. Ein weiterer Vorteil der Flüssigmetallbatterien von Ambri ist der quasi nicht vorhandene Kapazitätsverlust selbst bei tiefen Entladungen.
Eisen-Luft-Batterien von Form Energy
Die Eisen-Luft-Batterie des Start-ups Form Energy basiert im Grunde auf umkehrbarem Rosten. Form Energy gibt an, dass die Technologie sogar zehnmal günstiger sein könnte als Lithium-Ionen-Batterien. Eisen ist auf der Erde ohne Ende vorhanden, von Luft ganz zu schweigen.
Über den Wirkungsgrad des Energiespeichers von Form Energy ist nichts bekannt. Falls das Start-up sein Kostenziel tatsächlich erreicht, könnte diese Technologie eine wichtige Rolle im Energiemarkt der Zukunft spielen: 20 US-Dollar je Kilowattstunde gelten als die Schwelle, die unterschritten werden muss. Lithium-Ionen-Batteriesysteme liegen mit schätzungsweise 200 US-Dollar je Kilowattstunde deutlich zu hoch, während Form Energy auf einem guten Weg ist, die magische Zahl zu unterschreiten.
Thermophotovoltaik-Systeme von Antora Energy
Antora Energy setzt zum Speichern von Energie nicht auf chemische Reaktionen, sondern auf Wärme. Ein fester Stoff – im Fall von Antora Energy Kohlenstoff – wird auf Temperaturen jenseits der 1000 Grad Celsius erhitzt. Eine Art Solaranlage für Wärmestrahlung kann die thermische Energie bei Bedarf in Elektrizität umwandeln.
Der Wirkungsgrad der Technologie soll nach den Plänen von Antora Energy eines Tages über 50 % liegen. Die Effizienz ist so niedrig, da es sehr schwierig ist, den Kohlenstoff so zu isolieren, dass die Hitze nicht ungenutzt verloren geht. Der große Vorteil liegt in den niedrigen Kosten: Antora Energy erwartet, seinen Energiespeicher zu unter 10 US-Dollar je Kilowattstunde anbieten zu können.
Wo ist der Haken bei den neuartigen Energiespeichern?
Alle drei Start-ups sind zum aktuellen Stand fortgeschrittene Forschungsprojekte. Das Risiko eines Scheiterns ist hoch. In der Vergangenheit gab es schon viele Durchbrüche in der Batterietechnologie, die es aus diversen Gründen nicht auf den Markt geschafft haben. Die wohl größte Herausforderung ist es, ein Produkt aus dem Labor in die Massenproduktion und dann in die echte Welt zu bringen.
Sollte eines der genannten Start-ups demnächst einen IPO wagen, wäre ein Investment ein sehr riskantes Unterfangen. Doch die Chance besteht, dass sich eine der Aktien verhundertfachen könnte.
Motley Fool Deutschland 2021