In den vergangenen Jahrzehnten mit einer gesunden Bevölkerungspyramide und hohen Zinsen konnten wir uns auf den Staat und seine Altersvorsorge-Produkte verlassen. Beim Eintritt ins Rentenalter erwartete uns deshalb kein großer Abschlag im Vergleich zum langfristigen Monatseinkommen.
Fehlende Zinsen und eine gedrehte Bevölkerungspyramide Doch diese Zeiten sind heute leider vorbei. Der Leitzins der Europäischen Zentralbank notiert schon längere Zeit bei 0,0 %, was nichts Gutes für alle Altersvorsorgeprodukte bedeutet, denn sie investieren zum Großteil nur in Staatsanleihen. Diese wiederum können aufgrund der aktuell fehlenden Zinsen keine Rendite erwirtschaften.
Viele Lebensversicherungen gehen zudem schon davon ab, überhaupt noch den eingezahlten Betrag zu garantieren. Der Grund für diesen Zustand liegt in den Folgewirkungen der Finanzkrise, von der sich zwar Deutschland, aber viele andere europäische Länder nicht erholt haben. Nun kommen die Schulden der Coronavirus-Krise noch hinzu, sodass die aktuelle EZB-Chefin Christine Lagarde bereits angedeutet hat, die Zinsen noch für lange Zeit niedrig halten zu wollen.
Ein zweites Problem ist die ungesunde Bevölkerungspyramide, deren Struktur sich in den kommenden Jahren noch verschlechtern wird. Wir alle wissen, was dies für die gesetzliche Rentenversicherung bedeutet, die auf dem Umlagesystem beruht.
Riesterrenten, die aufgrund der Absenkung des Rentenniveaus die Lücke der gesetzlichen Rente schließen sollten, leiden derzeit ebenfalls unter den fehlenden Zinsen. Auf viele derzeit noch junge Menschen könnte später also eine böse Überraschung warten.
1. Zu viel Verlass auf Dritte Ein Vorsorgefehler ist es deshalb also, sich heute noch voll und ganz darauf zu verlassen, dass der Staat (wie in den früheren Jahren) für eine gute Rente sorgen wird. Vielleicht kommen Reformen, aber derzeit sieht es eher nicht danach aus.
Aus dieser Unbekümmertheit heraus verkonsumieren viele Menschen ihr gesamtes Gehalt, bauen also nicht wie ein Hamster vor dem Winter eine Reserve auf. Sparen und Investieren sind zwei Begriffe, über die wir oftmals während unserer gesamten Ausbildung nichts lernen. Dabei sind sie der Schlüssel, um langfristig große Vermögen aufzubauen und für das Alter vorzusorgen.
2. Unterschätzte zukünftige Kosten Ein weiterer Vorsorgefehler ist es, dass wir oftmals unterschätzen, wie viel Kapital wir später tatsächlich benötigen werden. Dabei dürfen wir nicht von unseren aktuellen Kosten, sondern von den durch die jährliche Inflation stetig steigenden Ausgaben ausgehen. In den USA beträgt die langfristige Preissteigerungsrate von 1914 bis 2019 beispielsweise im Mittel 3,24 %.
Dabei gibt es Phasen wie aktuell, wo die Preise kaum zu steigen scheinen, und Perioden, in denen sie jährlich um zweistellige Prozentsätze zulegen. Wenn wir also heute 20 Jahre sind und beispielsweise monatliche Kosten von 1.550 Euro haben, müssen wir aufgrund der Inflation davon ausgehen, dass es mit 65 etwa 6.509 Euro sein werden. Zwar steigen auch die Einkommen, aber dies seit 1991 nur um durchschnittlich 2,28 %.
3. Fehlende Aktieninvestments Der größte aller Vorsorgefehler ist es aber wahrscheinlich, langfristig nicht in Aktienindizes zu investieren. Dabei können wir nur so von deren steigenden Unternehmensgewinnen wie die Firmeninhaber profitieren und uns vor einer Inflation schützen.
Zudem entgehen uns so langfristig jedes Jahr etwa 10 % Rendite. Dies hört sich zunächst nicht nach viel an, aber aus 10.000 Euro werden so in 45 Jahren etwa 728.905 Euro, auf die wir verzichten. Aktien können stark schwanken (50 % Rückschläge sind keine Seltenheit), aber dennoch haben die großen Indizes langfristig immer wieder neue Hochs erreicht, sind also immer weiter gestiegen.
The post 3 Vorsorge-Fehler, die oft erst im Alter schmerzhafte Folgen haben! appeared first on The Motley Fool Deutschland.
Motley Fool Deutschland 2020