Der Abgas-Skandal und seine Folgen kosten Volkswagen (DE:VOWG) immer mehr. Im ersten Halbjahr 2016 seien "negative Sondereinflüsse in Höhe von 2,2 Milliarden Euro" verzeichnet worden, teilte der Konzern am Mittwoch in Wolfsburg mit. Dabei gehe es vor allem um rechtliche Risiken, "die im Wesentlichen auf Nordamerika entfallen". Das Halbjahresergebnis fiel dennoch besser aus als von Analysten erwartet; die Aktie legte kräftig zu.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Volkswagen mehr als 16 Milliarden Euro für die Bewältigung des Skandals zurückgestellt. Die nun genannten 2,2 Milliarden Euro Sonderbelastung kommen noch hinzu, wie ein Sprecher sagte.
Das operative Ergebnis im ersten Halbjahr wurde durch die Sondereinflüsse auf 5,3 Milliarden Euro gedrückt. Das entsprach einem Rückgang um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ohne Berücksichtigung dieser Belastung lag das operative Ergebnis bei 7,5 Milliarden Euro - und damit sowohl über dem Vorjahreswert als auch über den Erwartungen. Analysten hatten mit etwa 6,8 Milliarden Euro gerechnet.
Volkswagen selbst sprach von einem "Übertreffen der Markterwartungen". Grund dafür sei vor allem ein verbessertes Ergebnis der Kernmarke Volkswagen im zweiten Quartal. Seine Jahresprognose ließ der Konzern unverändert. Detaillierte Halbjahresergebnisse will Volkswagen am 28. Juli veröffentlichen.
Die Anleger zeigten sich mit den Zahlen zufrieden. Die Volkswagenaktie legte nach der Bekanntgabe um zwischenzeitlich knapp 6,8 Prozent zu.
Wegen des Skandals um illegale Software, die in Millionen Dieselautos weltweit eingebaut wurde und den Abgasausstoß bei Tests künstlich verringern kann, kommen auf Volkswagen weltweit enorme Kosten zu. Das gilt insbesondere für die USA. Der Konzern erklärte sich im Juni bereit, dort zur Bewältigung der Affäre knapp 15 Milliarden Dollar (13,5 Milliarden Euro) zu zahlen, ein Großteil davon als Entschädigung für betroffene Kunden.
Zuletzt erlitt Volkswagen in den Verhandlungen mit US-Behörden einen Rückschlag. Die kalifornische Umweltbehörde (Carb) lehnte vergangene Woche den Rückrufplan des Konzerns für rund 16.000 Drei-Liter-Diesel-Fahrzeuge als unzureichend ab.
Am Dienstag reichten zudem die Bundesstaaten New York und Massachusetts Klagen gegen VW in Zusammenhang mit dem Abgas-Skandal ein. Darin werden auch schwerwiegende Vorwürfe gegen Konzernchef Matthias Müller und dessen Vorgänger Martin Winterkorn erhoben. Die beiden damaligen Audi-Manager sollen demnach schon 2006 über Probleme mit den US-Abgasnormen informiert worden sein.
Analysten gehen davon aus, dass der Abgas-Skandal Volkswagen letztlich 20 bis 30 Milliarden Euro kosten könnte. Ihrer Ansicht nach könnte der Konzern dies aber verkraften. Dank hoher Reserven und Kreditoptionen könnte Volkswagen demnach bis zu 50 Milliarden Euro ausgeben, ohne sich aus Geschäftsfeldern zurückzuziehen.