Ich halte ETFs für eine wunderbare Sache. Niedrige Kosten, vernünftige Renditen und sie machen praktisch keine Arbeit – super! Ein bisschen Research sollte man dann aber doch betreiben, das zeigt der beliebte MSCI Emerging Markets Index.
Das ist der MSCI Emerging Markets Index Ich gebe zu, dass dieser Index auf den ersten Blick einen recht vielversprechenden Eindruck macht.
Anzahl Länder | 24 |
Anzahl Aktien | 1.151 |
durchschnittliche Abdeckungsquote je Land | ca. 85 % der gesamten Marktkapitalisierung |
Anlageschwerpunkt | große und mittelgroße Unternehmen |
Die Streuung in über 1.000 große bis mittelgroße Unternehmen in 24 Emerging-Markets-Ländern erweckt den Eindruck, dass man sich relativ risikolos am enormen Potenzial dieser schnell wachsenden Regionen beteiligen kann.
Doch wenn man genauer hinschaut, dann wird schnell klar: Unter den über 1.000 Aktien könnten sich mehr Kröten verstecken, als uns Anlegern das recht sein sollte!
Krötenfalle 1: Die enthaltenen Länder Im MSCI Emerging Markets Index sind einige Länder enthalten, die ich sehr interessant finde. Ich denke hier vor allem an China, Taiwan oder Indien.
Auf der anderen Seite enthält der Index aber auch Länder, in die ich niemals im großen Stil investieren würde. Denk daran: Der MSCI Emerging Markets Index enthält durchschnittlich ungefähr 85 % der börsennotierten Unternehmen aus den nun folgenden Ländern.
Griechenland
Bei Emerging Markets denken wir an aufstrebende Nationen wie China oder Indien, nicht an Griechenland! Tatsächlich ist aber auch der vor sich hinsiechende Pleitekanditat im MSCI Emerging Markets Index enthalten. Durchaus möglich, dass auch dort das eine oder andere interessante Unternehmen zu finden ist.
Aber die Masse der griechischen Unternehmen wird sich in einem Umfeld, welches von Sparzwang, Stagnation und Perspektivlosigkeit geprägt ist, wohl nicht sonderlich positiv entwickeln.
Eine breite Investition in den griechischen Aktienmarkt ist in meinen Augen daher nicht besonders erfolgversprechend.
Ägypten
Ein bisschen weiter südlich finden wir den nächsten Pleitekanditaten aus dem MSCI Emerging Markets Index – Ägypten. Die Regierung kämpft mit dem Bankrott und hat infolge dessen die Preise für Strom im Juli zwischen 20 und 30 % erhöht. Leitungswasser kostet bis zu 45 % mehr.
Menschen, die um ihre Grundbedürfnisse kämpfen müssen, werden nur selten erfolgreiche Unternehmer oder hochmotivierte, ideenreiche Angestellte – sie sind damit beschäftigt, einigermaßen über die Runden zu kommen, leider.
Den einen oder anderen großen Unternehmer wird man wohl trotzdem hervorbringen. Doch wie bei Griechenland gilt: Eine breite Investition in den ägyptischen Aktienmarkt macht unter diesen Vorraussetzungen meiner Meinung nach keinen Sinn.
Weiterhin befinden sich mit Brasilien, Kolumbien, Mexiko, Ungarn, Pakistan und der Türkei weitere Länder im MSCI Emerging Markets Index, bei denen schwierige Rahmenbedingungen ein vernünftiges Wirtschaften erschweren.
Wenn Unternehmen kein stabiles Umfeld geboten wird, dann werden sich diese in der breiten Masse in meinen Augen auch nicht sonderlich positiv entwickeln. Gleiches gilt für die zugehörigen Aktienindizes und die ETFs, die sie nachbilden.
Der MSCI Emerging Markets Index enthält wie beschrieben mehr als eine Handvoll solcher Länder. Zu viel für meinen Geschmack, weshalb ich einen großen Bogen um ihn und die ETFs mache, die ihm folgen!
Krötenfalle 2: Die enthaltenen Aktien Leider wird die Sache bei den restlichen Ländern aus dem MSCI Emerging Markets Index nicht viel besser. Zwar finde ich China, Indien und Co. wie bereits erwähnt hochinteressant.
Ein Blick auf die Top-Holdings zeigt jedoch, dass auch dort die eine oder andere Kröte lauert.
Anteil am Index | |
China Construction Bank (WKN:A0M4XF) | 1,62 % |
China Mobile (WKN:909622) | 1,17 % |
ICBC (WKN:A0M4YB) | 0,98 % |
Warum mir diese drei Unternehmen nicht gefallen? Ganz einfach: Sie befinden sich allesamt unter der Kontrolle der chinesischen Regierung!
Beispiel ICBC, eine der größten Banken des Landes: 75,65 % aller Aktien teilen sich die staatliche Investmentgesellschaft und das Finanzministerium. Auch die China Construction Bank befindet sich, wie übrigens alle vier großen chinesischen Geldhäuser, unter Staatskontrolle.
Wie bei den Banken überlässt Peking auch im Telekommunikationssektor nichts dem Zufall. China Mobile ist ebenfalls ein sogenanntes SOE (State Owned Enterprise). Also ein Unternehmen, in dem die Politik die Richtung vorgibt.
Wir Aktionäre müssen bei solchen Unternehmen davon ausgehen, dass stets die Interessen Chinas an erster Stelle stehen. Nicht die Kunden, nicht die langfristige Entwicklung des Unternehmens und erst recht nicht wir Aktionäre! Für mich ein klassischer Interessenkonflikt.
Da die chinesische Regierung am deutlich längeren Hebel sitzt als ich kleiner, mitteleuropäischer Fool, kann das Fazit in meinen Augen daher nur lauten: investieren unmöglich!
An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass bei Weitem nicht alle chinesischen Unternehmen von der Regierung kontrolliert werden. Somit fallen auch nicht alle chinesischen Unternehmen in die Kategorie uninvestierbar.
Mein ernüchterndes Fazit zum MSCI Emerging Markets Index Ich investiere gerne in Schwellenländer. Beispielsweise habe ich Aktien von Geely (WKN:A0CACX) und TSMC, Alibaba (NYSE:BABA) (WKN:A117ME) kommt bald dazu. Von daher hätte der MSCI Emerging Markets Index ganz gut in mein Portfolio gepasst.
Die Art und Weise, wie sich der Index zusammensetzt, passt allerdings überhaupt nicht zu meinem unternehmerisch ausgerichteten Investitionsstil. Deshalb kommen ETFs, die den MSCI Emerging Markets Index abbilden, für mich ganz sicher nicht infrage.
Thomas Brantl besitzt Aktien von Geely und TSMC. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.