(Neu: Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Bayer (ETR:BAYN) hat die Anleger am Donnerstag weder mit Rekordzahlen noch mit der Aussicht auf weiteres Wachstum überzeugt. Analysten zeigten sich trotz deutlicher Zuwächse eher enttäuscht von den Resultaten des Pharma- und Chemiekonzerns für das vergangene Jahr. Auch das weitere Umsatz- und Gewinnplus, das der scheidende Konzernchef Marijn Dekkers für 2016 in Aussicht stellte, hat einem Börsianer zufolge wohl niemanden vom Hocker gerissen.
Entsprechend sackten die Aktien am Vormittag bis auf 91,08 Euro ab - das war der niedrigste Stand seit November 2013. Aus dem Handel gingen die Papiere mit einem leichten Gewinn von 0,65 Prozent auf 95,41 Euro, was aber immer noch einer der hinteren Plätze im Dax (DAX) bedeutete. Der Leitindex schloss mit einem Plus von 1,79 Prozent. Damit knüpfte Bayer an die Kursschwäche der vergangenen Wochen an - seit Ende November fiel der Börsenwert des Unternehmens um gut ein Viertel auf rund 79 Milliarden Euro. Bayer gehört damit aber weiter zu den wertvollsten deutschen Unternehmen - aktuell ist nur SAP an der Börse teurer.
VERHALTENE ENTWICKLUNG IM SCHLUSSQUARTAL
Zwar hatten Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr kräftig zugelegt. Allerdings geht der gut zwölfprozentige Umsatzsprung vor allem auf die positive Wirkung eines milliardenschweren Zukaufs und Wechselkurseffekte zurück - bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie Wechselkursschwankungen beträgt der Anstieg nur knapp 3 Prozent.
Die Kennziffern signalisierten zudem, dass die Leverkusener im Schlussquartal etwas geschwächelt hätten, sagte ein Händler. Vor allem der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) sei trotz des deutlichen Anstiegs hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Ähnlich fiel die Kritik von Alistair Campbell aus, Analyst bei der Privatbank Berenberg: Er monierte insbesondere margenseitig eine schwache Entwicklung. Dazu belastete zum Jahresausklang der Kursverfall des brasilianischen Real das Agrochemiegeschäft.
AUSBLICK FÄLLT ÜBERRASCHEND VORSICHTIG AUS
Für 2016 stellte Konzernchef Dekkers inklusive der Kunststoff-Tochter Covestro (XETRA:1COV) einen Umsatz von mehr als 47 Milliarden Euro in Aussicht. Das entspräche einem bereinigten Wachstum im unteren einstelligen Prozentbereich. Das Ebitda vor Sonderposten dürfte im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.
Marietta Miemietz von der Investmentbank Equinet sprach von überraschend vorsichtigen Jahreszielen. Diese dürften zwar auch der konservativen Haltung des Managements geschuldet sein und künftigen Unwägbarkeiten wie etwa der Amtsübernahme von Dekkers-Nachfolger Werner Baumann im Mai Rechnung tragen, räumte sie ein. Dennoch erwartet sie nun sinkende Marktschätzungen.