(neu: Schlusskurse, ausführlicher Kommentar von Deutsche Bank, DZ Bank)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der im zweiten Anlauf erfolgreiche Übernahmeversuch von McKesson hat die Aktien von Celesio (ETR:CLS1) am Freitag weiter beflügelt. Die Amerikaner hatten am Donnerstagabend erneut eine Offerte für den deutschen Pharmagroßhändler vorgelegt und bieten wieder 23,50 Euro je Aktie. Wie am Vortag bereits spekuliert worden war, haben sie sich aber - anders als beim ersten Versuch - bereits knapp 76 Prozent der Anteile gesichert. Die Celesio-Papiere legten zum Handelsschluss als stärkster MDax-Wert (ETR:MDAX) um 3,73 Prozent auf 24,905 Euro zu, nachdem sie in der Spitze sogar bis auf 25,385 Euro geklettert waren. Bereits am Vortag hatten sie mit einem kräftigen Plus von 4,48 Prozent von der sich anbahnenden Übernahme durch McKesson profitiert. Der Index für die mittelgroßen deutschen Unternehmen verabschiedete sich dagegen mit einem deutlichen Minus von 2,65 Prozent ins Wochenende.
Einem Händler zufolge beginnen nun die 'üblichen Spekulationen' auf einen höheren Preis im Zuge einer Komplettübernahme. Zudem gerieten einige Leerverkäufer unter Druck. Der Börsianer erinnerte insbesondere an eine Verkaufsempfehlung der Deutschen Bank in einer Reaktion auf den zunächst gescheiterten McKesson-Vorstoß. Darin hatte das Bankhaus vermutet, dass sich die Anleger fortan wieder an den Unternehmenszahlen des Pharmagroßhändlers orientieren würden - diese Idee sei nun aber vom Tisch.
ANLEGER SETZEN AUF KOMPLETTÜBERNAHME - DEUTSCHE GIBT 'SELL' AUF
Deutsche-Bank-Analyst Holger Blum hob die Aktie am Freitag zurück auf 'Hold'. Das nach dem zunächst gescheiterten Übernahmeversuch ebenfalls um sechs Euro gesenkte Kursziel setzte er wieder von 17,00 Euro auf 23,50 Euro hoch. Er orientiert sich nun am Übernahmegebot der Amerikaner. Blum geht davon aus, dass dieser Preis auch den Minderheitsaktionären angeboten wird. Potenzial nach oben sieht der Experte für den Fall einer höheren Offerte, um die Minderheitsaktionäre aus der Aktie zu drängen. Rückschlagrisiken gebe es indes bei einer Orientierung an den Fundamentaldaten und der sinkenden Liquidität der Aktien.
Analyst Thomas Maul von der DZ Bank stufte die Aktie in einer zweiten Studie am Freitagnachmittag von 'Halten' auf 'Verkaufen' ab, bei einem von 23,00 auf 23,50 Euro angehobenen fairen Wert. Mit dem im zweiten Anlauf nun gelungenen Erwerb von rund 75 Prozent der Celesio-Aktien bekomme McKesson weitestgehend die Kontrolle über Celesio. Am Markt setzten nun einige darauf, dass die Amerikaner das Unternehmen ganz schlucken wollen. Spekulationen auf eine Zwangsabfindung (Squeeze Out) hätten daher die Aktie weit über die Übernahmeofferte von 23,50 Euro getrieben. Ob und wann McKesson dies anstrebt, sei jedoch unklar. Nach dem jüngsten Kurssprung schätzt Maul deshalb das Chance-Risiko-Verhältnis als unattraktiv ein und rät zum Verkauf der Aktie.
NordLB-Analyst Thorsten Strauß ging mit seinem neuen Kursziel von 24,50 Euro leicht über die Übernahmeofferte von McKesson. Mit einem wesentlich höheren Gebot rechnet er aber nicht. Kurse deutlich darüber sollten daher zum Verkauf der Titel genutzt werden. Anlegern, die auf der sicheren Seite sein wollen, empfiehlt der Experte, das Übernahmeangebot abzuwarten und es anzunehmen.
HEDGEFONDS AUF DEN PLAN GERUFEN
Die neue Offerte führt jetzt laut Marktteilnehmern wieder zu heftiger Aktivität von Hedgefonds. Deren Ziel sei es, sich einen ausreichend großen Anteil zu sichern, um einen 'Squeeze Out' zu verhindern./ag/kja/rum/fbr/ajx/jha/
Mit der Einstufung 'Hold' empfiehlt die Deutsche Bank auf Basis der erwarteten Gesamtrendite für die kommenden zwölf Monate, die Aktie weder zu kaufen noch zu verkaufen.
Mit der Einstufung 'Verkaufen' gehen die Analysten der DZ Bank davon aus, dass die Aktie in den kommenden zwölf Monaten um mehr als fünf Prozent fallen wird.
Mit der Einstufung 'Verkaufen' bewertet die NordLB Aktien, von denen sie erwartet, dass sie ein Kursverlustpotenzial von mehr als zehn Prozent haben. Sie rät dazu, die Aktienbestände auf aktuellem Kursniveau zu verkaufen. Der Empfehlungshorizont bezieht sich auf einen Zeitraum zwischen sechs und zwölf Monaten.