(Neu: Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Freude der Anleger über den Chefwechsel in der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) ist schnell verflogen. Am Dienstag machte sich schon wieder Unsicherheit und Verdruss breit: Ermittler durchsuchten Büroräume der in Frankfurt ansässigen Bank, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt bestätigte. Gesucht worden sei nach Beweismitteln im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen Kunden, sagte ein Sprecher der Deutschen Bank. Mitarbeiter des Kreditinstitutes seien nicht beschuldigt.
Die Aktien des deutschen Branchenprimus, die am Vortag zeitweise noch um mehr als 8 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Ende April gestiegen waren, büßten zum Handelsschluss 2,52 Prozent auf 27,88 Euro ein. Damit waren sie einer der größten Verlierer im schwächelnden Dax (DAX).
IMMER NEUE SKANDALE
"Es wurde bereits am Wochenende spekuliert, dass der Deutschen Bank weiterer Ärger ins Haus steht", sagte Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner. "Insgesamt ist es kein gutes Zeichen und eher ernüchternd, wenn bei dem größten deutschen Finanzinstitut quasi wöchentlich Polizei und Staatsanwaltschaft einmarschieren, und das nicht unbedingt als Kunden."
Immer wieder hatten Skandale in jüngerer Vergangenheit den deutschen Branchenprimus erschüttert. Erst Ende April musste die Bank eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar (rund 2,3 Mrd Euro) für ihre Beteiligung an Manipulationen des Referenzzinses Libor schlucken. Erschwerend hinzu kam ein durchwachsen laufendes Geschäft. Vor diesem Hintergrund wird nun der ehemalige UBS-Finanzvorstand John Cryan neuer Bankchef.
FRAGE NACH DER STRATEGIEUMSETZUNG
"Na ja, wieder mal die Deutsche Bank ", sei seine erste Reaktion gewesen, als er von den neuen Negativ-Schlagzeilen an diesem Tag gehört habe, sagte Händler Markus Müller vom Investmenthaus Steubing AG. Die Aktie dürfte seines Erachtes weiter schwankungsanfällig bleiben. Allerdings hofft er, dass mit dem neuen Vorstandschef nun ein Licht am Ende des Tunnels aufleuchtet.
Das noch amtierende Chef-Duo Jürgen Fitschen und Anshu Jain hatte dem Geldhaus erst jüngst eine neue Strategie verordnet, wozu auch der Verkauf der Tochter Postbank gehört. Händler Müller rechnet damit, dass die Investoren ihre Aufmerksamkeit schon bald wieder darauf lenken werden, wie erfolgreich die Neuordnung umgesetzt wird. "Interessant könnte dabei durchaus sein, welche eigene Duftmarke der neue CEO der Strategie hinzufügt."
ÜBERRASCHENDER CHEFWECHSEL
Am Sonntag hatte die Deutsche Bank überraschend bekannt gegeben, dass Fitschen und Jain vorzeitig von ihren Posten als Vorstandschefs zurücktreten werden. Jain wird sich bereits zum 30. Juni zurückziehen, Fitschen zum Abschluss der Hauptversammlung im Mai 2016. Der Brite Cryan wird zum 1. Juli Co-Vorstandsvorsitzender und soll nach Fitschens Ausscheiden alleiniger Vorstandschef werden.
Anleger hatten die Nachricht vom Machtwechsel am Montag mit deutlichen Kursgewinnen gefeiert. Analysten waren nicht ganz so optimistisch gestimmt, weil alte Probleme mit einem Chefwechsel allein nicht gelöst werden könnten. Langfristige Themen, wie etwa die mangelnde Profitabilität, bräuchten mehr als nur einen neuen Chef, gab etwa James Chappell von der Berenberg Bank zu bedenken.