(Neu: Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Gabelstaplerhersteller Kion (XETRA:KGX) hat mit der Ausweitung seines Amerikageschäfts die Anleger vor den Kopf gestoßen. Der am Dienstagmorgen angekündigte milliardenschwere Zukauf des US-Lagertechnikanbieters Dematic sorgte für kräftige Verluste in der Aktie, insbesondere weil die Finanzierung teils über eine Kapitalerhöhung erfolgen soll.
Das Kion-Papier konnte sich nur kurzzeitig etwas gegen die hohen Verluste stemmen. Letztendlich ging es mit einem Minus von 6,86 Prozent auf 45,385 Euro aus dem Handel und war damit schwächster Wert im vergleichsweise freundlichem MDax (MDAX). Zeitweise war der Aktienkurs um mehr als acht Prozent auf das tiefste Niveau für Kion seit März abgesackt.
Vor dem Handelsstart hatte Kion mitgeteilt, Dematic für 2,1 Milliarden US-Dollar zu übernehmen, um so sein Geschäft auf dem amerikanischen Kontinent auszubauen. Inklusive Schulden müssten über Kredite und eine Kapitalerhöhung daher 3 Milliarden Euro finanziert werden, hieß es.
KAPITALERHÖHUNG BELASTET
Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner führte die kräftigen Kursverluste vor allem auf die angekündigte Kapitalerhöhung zurück. Die Verwässerung des Gewinnanteils durch mehr Aktien gefällt Anteilseignern in der Regel nicht. Doch Lipkow hält den Coup, der dem MDax-Konzern zusätzliche Umsätze von 1,8 Milliarden US-Dollar pro Jahr sichern soll, für "eine interessante Strategie zu einem auf den ersten Blick annehmbaren Kaufpreis".
Dematic sei auf dem amerikanischen Kontinent sehr präsent, "weshalb das Unternehmen sowohl strategisch als auch geographisch sehr gut zu Kion passt", führte ein Analyst aus. Sobald die Refinanzierung abgeschlossen sei, dürfte der Zukauf zusätzliche 15 Prozent zum Ergebnis je Kion-Aktie beitragen, während der Effekt auf die Margen zugleich neutral sein sollte. Die Nettoverschuldung werde allerdings trotz der Ausgabe von bis zu 10 Prozent neuer Aktien deutlich auf das Dreifache im Verhältnis zum Ebitda ansteigen, merkte er kritisch an.
'KION NUTZT BILANZIELLE FLEXIBILITÄT'
Auch ein weiterer Analyst äußerte sich insgesamt positiv: "Kion nutzt seine bilanzielle Flexibilität, um sich im attraktiven Markt für Logistiksysteme erheblich zu verstärken."
Gut laufende Geschäfte insbesondere in Westeuropa hatten die Kion-Aktie im April auf einen Rekordstand von 52,64 Euro getrieben. Danach war das Papier im Zuge der allgemeinen Marktschwäche - zuletzt wegen der Brexit-Sorgen - wieder gefallen.