FRANKFURT (dpa-AFX) - Erfreuliche Geschäftszahlen und eine erhöhte Ergebnisprognose sind am Mittwoch ganz nach dem Geschmack der Siemens (4:SIEGn)-Aktionäre gewesen. Die Papiere des Elektrokonzerns rückten an der Dax (DAX)-Spitze um rund 4,5 Prozent auf 115,30 Euro vor, was den höchsten Stand seit Anfang Februar bedeutete. Die Kurserholung seit Anfang April, als die Aktie noch knapp unter 100 Euro stand, erhielt damit einen neuen Schub.
"Der Quartalsbericht gibt den Bullen bei Siemens neue Nahrung", sagte ein Börsianer am Morgen. Er verwies dabei auf starke Auftragseingänge und die gut laufenden Geschäfte mit Bereich Digital Factory. Laut Analyst Günther Hollfelder von der Baader Bank hat diese auf flexible und effiziente Fertigungsprozesse spezialisierte Sparte das ausgesprochen schwache Kraftwerksgeschäft überlagert. Er resümierte denn auch in seiner Ersteinschätzung ein starkes Zahlenwerk.
Neben den digitalen Aktivitäten hob Analyst Andreas Willi von JPMorgan (NYSE:JPM) auch die starken Margen im Geschäft mit Energiemanagement und Mobilität hervor, die zu einer letztlich guten operativen Entwicklung geführt hätten. Er betonte, dass Siemens anders als in den vergangenen Quartalen nun nicht mehr den guten Ergebnissen seiner Konkurrenz hinterher gehinkt sei. Dies sei die Basis dafür, dass die Aktie nach einer lange Zeit vergleichsweise schwachen Kursentwicklung nun weiter aufholen dürfte.
Analyst William Mackie nahm die robuste operative Leistung von Siemens und die von ihm gelobte erfolgreiche Umstrukturierung der Konzernstruktur am Mittwoch zum Anlass, um den Aktien eine Kaufempfehlung auszusprechen. Mit einem neuen Kursziel von 130 Euro sieht er nun ein Kurspotenzial von 13 Prozent - und ist damit unter den Experten im dpa-AFX-Analyser noch nicht der größte Optimist. Analysehäuser wie HSBC oder Jefferies führen derzeit ein Kursziel von 140 Euro.
Neben den guten Zahlen spielt den Anlegern am Mittwoch auch eine erhöhte Gewinnprognose in die Karten. Siemens erwartet nun für das Geschäftsjahr einen bereinigten Gewinn je Aktie von 7,70 Euro bis 8,00 Euro, nach zuvor 7,20 bis 7,70 Euro. Laut dem Kepler-Experten Mackie steckt dahinter mehr als nur ein Buchwerteffekt durch das Einbringen von Anteilen an dem IT-Unternehmen Atos (9:ATOS) in den firmeneigenen Pensionsfonds. Mackie rechnet damit, dass die Konsensschätzungen für den Gewinn nun um bis zu 5 Prozent steigen könnten.
Seitdem Siemens-Aktien Ende März bei 99,78 Euro auf ihren tiefsten Stand seit November 2016 gefallen waren, haben sie in den vergangenen Wochen den Erholungspfad eingeschlagen. Dieser führte sie nun über die vielbeachtete 200-Tage-Durchschnittslinie, die von Charttechnikern als Indikator für den längerfristigen Trend angesehen wird. Derzeit verläuft sie bei knapp 113,50 Euro.