(neu: Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die jüngsten Geschäftszahlen von Volkswagen (DE:VOWG) (VW) haben die Aktionäre am Mittwoch aufatmen lassen. Analyst Michael Punzet von der DZ Bank sprach von einer überraschend starken operativen Entwicklung des unter dem Dieselskandal ächzenden Autobauers.
Entsprechend schnellten die Vorzugsaktien (XETRA:VOW3) der Wolfsburger auf bis zu 124,90 Euro hoch. Zum Handelsende notierten sie 6,01 Prozent im Plus bei 123,45 Euro, womit sie den Kampf mit SAP (XETRA:SAPG) um den Spitzenplatz im Dax (DAX) für sich entschieden. Die Titel des Softwarekonzerns profitierten ebenfalls von guten Geschäftsergebnissen.
Bei Volkswagen war der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Halbjahr zwar deutlich auf 5,3 Milliarden Euro gesunken. Hier spielten aber negative Sondereinflüsse vor allem wegen "rechtlicher Risiken, die im Wesentlichen auf Nordamerika entfallen", eine Rolle. Ohne diese Sondereinflüsse wäre der operative Gewinn um gut 7 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro geklettert.
ANALYST: EFFIZIENZPROGRAMME SCHEINEN ZU WIRKEN
Trotz der Dieselaffäre habe VW im zweiten Quartal stark abgeschnitten, schrieb Analyst Punzet weiter. Nach all den Diskussionen über eine fehlende Wirkung der Effizienzprogramme vergangener Jahre scheine der Autobauer sie nun doch aufzuzeigen. Der Experte verwies aber auch darauf, dass es ohne weitere Details zunächst schwierig sei, die Qualität der Ergebnisse zu beurteilen.
Vor allem die VW-Kernmarke erholte sich laut Unternehmensangaben zuletzt wieder. Gründe dafür seien unter anderem die saisonale Nachfrage, eine Erholung des Automarktes in Europa sowie die Wiederbelebung des Großkundengeschäfts.
'ERLEICHTERUNG NACH ZULETZT VERMEHRT NEGATIVEN NACHRICHTEN'
Ein Händler hob diese Erholung aufgrund von deren großer Bedeutung für den Konzern als besonders wichtig hervor. Nachdem zuletzt wieder vermehrt negative Nachrichten die Schlagzeilen bestimmt hätten, sorge das bei den Investoren für Erleichterung, sagte der Börsianer. So litten Autowerte unter Befürchtungen in puncto einer Absatzdelle in Großbritannien nach dem Brexit-Votum. Zudem wollten jüngst mehrere US-Bundesstaaten trotz des ausgehandelten Milliardenvergleichs in den USA eine weitere Klage gegen VW auf den Weg bringen.
Der VW-Kurs war Anfang Juli unter 104 Euro gefallen, nachdem sich die Papiere - getrieben von der Hoffnung auf eine baldige Lösung im Abgasskandal insbesondere in den USA - Ende Mai noch bis auf mehr als 139 Euro erholt hatten. Vor dem Hochkochen der Affäre um manipulierte Abgastests im vergangenen September hatten die Aktien über 160 Euro gekostet.