FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine positivere Einschätzung des Analysehauses Kepler Cheuvreux hat die RWE-Aktie (XETRA:RWEG) am Dienstag beflügelt. Mit plus 5,65 Prozent auf 13,20 Euro belegte das Papier des Versorgers am Nachmittag den zweiten Platz im Dax (DAX). Der deutsche Leitindex gewann ebenfalls deutlich dazu, und zwar bislang 2,40 Prozent.
Analyst Ingo Becker, der bei Börsianern ob seiner besonders treffsicheren Prognosen für RWE einen guten Ruf genießt, strich die Aktie von der Liste der am wenigsten bevorzugten Branchenwerte (Least Preferred Stocks). Nach der schwachen Kursentwicklung seit Jahresbeginn sieht er die Zeit für eine Atempause gekommen.
Becker stufte den Anteilsschein zugleich von "Reduce" auf "Hold" hoch, senkte jedoch das Kursziel von 17 auf 13 Euro. Die Aktie hatte dieses Niveau mit dem Rekordtief von 12,55 Euro tags zuvor unterschritten. Sein Haus sei mit Blick auf die Strompreisentwicklung sowie die politischen Risiken seit 2009 skeptisch für die europäische Versorgerbranche gewesen, schrieb Becker. "Es gibt auch jetzt keinen Grund, diese Einschätzung aufzugeben. Aber wir haben das Ende der konventionellen Stromerzeugung prognostiziert, nicht das Ende von RWE."
BISLANG SCHWÄCHSTER DAX-WERT 2015
Der Kurs der RWE-Aktie hatte sich im bisherigen Jahresverlauf mehr als halbiert. Alleine in den vergangenen vier Wochen war er um 35 Prozent eingebrochen. Selbst unter Berücksichtigung des aktuellen Kurssprungs bleibt RWE der bislang schwächste Dax-Wert in diesem Jahr - das Minus beläuft sich auf 48 Prozent seit Jahresanfang. Auch vor diesem Hintergrund komme nun eine Gegenbewegung nicht überraschend, so ein Händler.
Größter Risikofaktor bleibe die bereits beschlossene Indexanpassung im EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) am 21. September. Dann verlieren die Essener ihren Platz in dem Auswahlindex. Fonds, die den Index nachbilden, werden dann RWE-Positionen zwangsläufig abbauen.