FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien der Commerzbank (ETR:CBKG) haben am Montag ihre vormittags noch deutlichen Verluste abgeschüttelt. Am frühen Nachmittag stand ein Plus von 0,16 Prozent auf 15,70 Euro zu Buche. Auslöser für die Kurssteigerung war die Meldung, dass die italienische Großbank Unicredit (BIT:CRDI) über Finanzinstrumente ihren Anteil an den Frankfurtern auf rund 21 Prozent erhöht hat. Entsprechend beantragte sie nach eigenen Angaben die behördliche Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu steigern. Davor hatte die Nachricht vom Freitagabend, dass der Bund die Commerzbank in ihrer Eigenständigkeits-Strategie unterstützt und vorerst keine weiteren Aktien verkaufen will, noch Gewinnmitnahmen ausgelöst.
Die Titel blieben unter ihrem Hoch seit dem Jahr 2012 bei 16,03 Euro, das sie am vergangenen Mittwoch erreicht hatten. Die Rekordstände von knapp 280 Euro um die Jahrtausendwende sind ohnehin meilenweit entfernt. Allerdings halten sich die Aktien etwa 24 Prozent über ihrem Schlusskurs am 10. September - dem Tag, bevor der Einstieg der Unicredit nach dem Verkauf von Anteilen des Bundes bekannt geworden war. Der Kursanstieg seit Jahresbeginn beläuft sich auf 45 Prozent, was einen der vorderen Plätze im deutschen Leitindex bedeutet.
Im Bankensektor sorgten die jüngsten Nachrichten für weniger heftige Ausschläge. Der gut gelaufene Branchenindex , der von der Aussicht auf sinkende Zinsen dies- wie jenseits des Atlantiks profitiert hatte, führte mit minus 1 Prozent die Verliererliste im europäischen Branchentableau an. Die Unicredit-Titel weiteten mit dem Ausbau des Commerzbank-Anteils ihr Minus etwas aus auf 2,2 Prozent.
Die Commerzbank sei ein stabiles und ertragsstarkes Institut, heißt es in der Mitteilung des Bundes vom Freitagabend. "Ihre Strategie ist auf Eigenständigkeit ausgerichtet." Dies begleite der Bund bis auf Weiteres, indem er seine Beteiligung aufrechterhalte. Seit der Finanzkrise war der Bund der größte Aktionär der Commerzbank. Er hatte jedoch damit begonnen, Anteile zu verkaufen. Den allmählichen Ausstieg nutzte vor ein paar Tagen die Unicredit, um überraschend im großen Stil bei dem Dax-Konzern einzusteigen. Mit der jüngsten Anteilsaufstockung überholte sie den Bund.
Am Freitagabend noch hatte Analystin Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC kommentiert, dass zumindest kurzfristig ein Zusammengehen beider Finanzhäuser nun weniger wahrscheinlich geworden sei. Sie hatte allerdings auch gewarnt, vom Tisch sei eine Übernahme nicht - auch wenn sie erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen dürfte als bisher von ihr erwartet.
UBS-Analyst Jason Napier äußerte sich grundlegender zum Thema Bankenübernahmen in Europa. In der Branche sei das aktuell zwar das größte Gesprächsthema. Eine gestiegene Wahrscheinlichkeit grenzüberschreitender Transaktionen angesichts der Unicredit-Pläne für die Commerzbank sieht Napier aber nicht. Der Fokus verlagere sich indes weg von Aktienrückkäufen als ehemaligem Dreh- und Angelpunkt, und zumindest kleinere Zukäufe seien nun eher denkbar.