FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Ende der Rechtsstreitigkeiten in den USA haben die Commerzbank-Aktien (XETRA:CBKG) am Freitag beflügelt - und das trotz der hohen Kosten. Die Vergleichssumme von 1,45 Milliarden Euro war keine Überraschung mehr, nachdem diese bereits in den vergangenen Tagen kolportiert worden war. Das Papier kletterte um bis zu 5,25 Prozent auf 12,625 Euro und war damit so teuer wie seit Oktober 2014 nicht mehr.
Zuletzt gab die Aktie der zweitgrößten deutschen Bank einen Teil der Gewinne allerdings wieder ab und legte am Mittag 4,17 Prozent auf 12,515 Euro zu. Sie war damit der stärkste Wert im etwas schwächeren Dax (DAX). Auch den leicht im Minus liegenden europäischen Bankensektor (DJX:SX7P) führten sie an.
GESCHÄFT STEHT JETZT WIEDER IM FOKUS
Analysten begrüßten, dass der über viele Jahre gehende Rechtsstreit jetzt endlich zu Ende ist. Die teilverstaatlichte Bank könne sich nun wieder aufs Geschäft konzentrieren, sagte Analyst Philipp Häßler von der Investmentbank Equinet. Er bemängelte jedoch - wie auch sein Kollege Benjamin Goy von der Deutschen Bank - die negativen Auswirkungen auf die Bilanz 2014.
Da die fälligen Zahlungen nicht in voller Höhe von den bisherigen Rückstellungen abgedeckt werden, muss das Institut den Gewinn für das vergangene Jahr um 338 Millionen Euro revidieren. Die Bank selbst hatte zuletzt allerdings schon angekündigt, dass sie mit einer rückwirkenden Belastung rechnet. Diese greift zudem die Kapitaldecke der Bank an. Da diese derzeit wegen der künftig strengeren Regeln im Fokus stehen, ist dies für Analyst Häßler der größte negative Aspekt.
DEUTSCHE BANK: UMELFD BLEIBT SCHWIERIG
Der Deutsche-Bank-Experte Goy bleibt auch fundamental gesehen vorsichtig. Das aktuelle Niedrigzins-Umfeld in Kombination mit einer hohen Kostenbasis der Bank dürfte die Kurschancen für die Aktien einschränken. Seine Einstufung für das Papier bleibt daher bei "Hold" und das Kursziel bei 12 Euro.
Analyst Guillaume Tiberghien von der französischen Investmentbank Exane BNP Paribas hingegen stockte seine Gewinnprognosen für 2015 nun deutlich auf. Er hatte bisher damit gerechnet, dass der US-Vergleich das Ergebnis im ersten Quartal mit 522 Millionen belastet. Da die Bank die Kosten noch in der Bilanz 2014 verbuchen konnte, sei das jetzt nicht mehr notwendig. Er erhöhte deshalb sein Kursziel leicht auf 12,90 Euro, bestätigte aber seine "Neutral"-Einschätzung.