FRANKFURT (dpa-AFX) - Die bereits zweite Gewinnwarnung von ElringKlinger (ETR:ZIL2) in diesem Jahr hat die Aktionäre des Autozulieferers schwer verärgert. Sie reagierten am Montag prompt und schickten die Aktie mit ihren Verkaufsorders in den Keller. Das Papier fiel mit 16,555 Euro auf den tiefsten Stand seit November 2011. Zuletzt büßte es im moderat schwachen MDax (MDAX) 18,26 Prozent auf 17,145 Euro ein. Zahlreiche Analysten reagierten vor allem überrascht über das Ausmaß der gesenkten Prognose-Spanne für das bereingte operative Jahresergebnis (Ebit). Viele kündigten an, ihr Bewertungsmodell nach der Telefonkonferenz des Unternehmens an diesem Montag überarbeiten zu wollen.
Das neue Ebit-Ziel für das laufende Jahr liege noch deutlich unter seiner bereits zurückhaltenden Schätzung, monierte etwa Analyst Christoph Laskawi von der Deutschen Bank. Dass ElringKlinger hingegen die Jahresziele habe erneut kappen müssen, hatte der Experte bereits erwartet, wie er schrieb. Die nach unten angepasste Prognosespanne sei beträchtlich, meinte auch Analyst Sascha Gommel von der Commerzbank und war daher kaum erstaunt über die steile Talfahrt der Aktie.
JPMORGAN: EIGENTLICH WAREN GERINGERE KOSTEN ANGEKÜNDIGT
Sowohl die Marge für das vorläufige bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in den Monaten Juli und August als auch die gesenkte Ebit-Jahresprognose hätten deutlich unter seiner Erwartung gelegen, betonte auch JPMorgan-Analyst Nikhil Bhat. Zwar habe der Autozulieferer weiterhin mit einer ungewöhnlich hohen Kapazitätsauslastung in Europa zu kämpfen, die die Kosten hochtreibe, doch eigentlich, so erinnerte er, habe Elring für das zweite Halbjahr geringere Kosten als für das erste angekündigt.
Am Freitagabend hatte der Autozulieferer ElringKlinger wegen hoher Sonderkosten seine Jahresziele gekappt. Wegen einer unverändert hohen Nachfrage und einer damit verbundenen extrem hohen Auslastung im laufenden dritten Quartal sei die Prognose für das Geschäftsjahr 2015 nicht mehr erreichbar, hatte das MDax-Unternehmen mitgeteilt. Es wird nun ein bereinigtes Ebit in Höhe von 135 bis 145 Millionen Euro erwartet nach bislang rund 165 Millionen Euro. Um dem Kundenansturm gerecht zu werden, würden hohe Zusatzkosten - etwa für Sonderschichten - anfallen. Ende April hatte ElringKlinger erstmals seine Jahresgewinnschätzung gesenkt.
'KEINE STRUKTURELLEN PROBLEME'
Analyst Holger Schmidt von der Investmentbank Equinet und auch sein Kollege Christian Glowa von der Privatbank Hauck & Aufhäuser strichen allerdings heraus, dass ElringKlinger nicht unter strukturellen, sondern mit temporären Problemen zu kämpfen habe. "Die starke Nachfrage, die das Kapazitätsproblem verursacht hat, hebt zugleich auch die langfristigen Wachstumstreiber des Autozulieferers hervor", schrieb etwa Analyst Glowa und bekräftigte seine Kaufempfehlung trotz seines von 29,50 auf nun 22,00 Euro gesenkten Kursziels.
Das aktuelle Problem des Autozulieferers habe nichts mit einer Schwäche in den Endmärkten zu tun und werde vom Management bereits durch verschiedene Schritte angegangen, kommentierte der Equinet-Experte. Schmidt will nun zwar seine Schätzungen für das laufende Jahr kürzen, geht aber nicht davon aus, dass dies auch für die kommenden Jahre nötig ist, "da wir erwarten, dass die ergriffenen Maßnahmen bis dahin zu Früchte tragen sollten".