FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Traum der K+S-Aktionäre (XETRA:SDFGn) von einer Übernahme durch den Wettbewerber Potash (NYSE:POT) ist endgültig geplatzt. Die Papiere der Kasseler sackten am späten Vormittag um 20,15 Prozent auf 24,755 Euro ab - so tief hatten die Anteilsscheine zuletzt im Januar gestanden. Vor Bekanntwerden des Potash-Interesses im Sommer hatte das Papier bei rund 29 Euro notiert.
Was sich in den letzten Monaten schon abgezeichnet hatte, war zu Wochenbeginn bittere Realität geworden: Wegen der zuletzt stark eingetrübten Marktlage und des Widerstands der K+S-Führungsriege mache es keinen Sinn mehr, die Übernahme weiter zu verfolgen, teilte Potash am Montagmorgen mit.
ROHSTOFFPREISE UNTER DRUCK
Ende Juni war bekannt geworden, dass Potash an einem Kauf von K+S interessiert ist. Die Kanadier hatten dem Management Ende Mai ein Gebot über 41 Euro je Aktie in Aussicht gestellt hat. Die Papiere waren daraufhin in der Spitze bis auf 40,285 Euro angezogen - also fast bis zu dem von Potash in Aussicht gestellten Preis.
Doch inzwischen hat sich die Situation drastisch geändert: Angesichts der Sorgen um eine abflauende chinesische Konjunkturlokomotive sind die Rohstoffpreise und damit die Aktienmärkte weltweit unter Druck geraten. So schlage sich bei K+S der starke Preisverfall von Kali in Brasilien deutlich in den Büchern nieder, sagte ein Börsianer. Ein Analyst sieht nun die Gefahr, dass Potash Förderkapazitäten mit niedrigen Produktionskosten ausweitet und damit die Kalipreise weiter auf Talfahrt schickt. Vor diesem Hintergrund ist der Aktienkurs bereits seit Anfang Juli peu à peu abgebröckelt - bis auf einen Kurs von 31 Euro am Freitag.
ANALYSTEN: K+S MUSS NUN AUS EIGENER KRAFT LIEFERN
Der Rückzug des kanadischen Interessenten stelle eine verpasste Chance für die Aktionäre des Kasseler Salz- und Düngemittelherstellers dar, schrieb Analyst Rajesh Singla von der französischen Bank Societe Generale (PARIS:SOGN) (SocGen). Angesichts der jüngsten Kursschwäche der Rohstoffwerte insbesondere aus dem Kali-Segment könnten die K+S-Aktien sogar bis auf 21 Euro zurückfallen, schätzte er.
Nun müsse K+S beweisen, dass der Konzern so viel wert sei wie im Übernahmepoker gegenüber Potash argumentiert worden sei, mahnte Analyst Michael Schäfer von der Frankfurter Investmentbank Equinet.
EL NINO KÖNNTE SALZGESCHÄFT BEDROHEN
Auch der Experte Markus Mayer von der Baader Bank sieht K+S nun unter Druck, Schritte zur Wertsteigerung des Salz- und Düngemittelherstellers in einem problematischen Rohstoffumfeld einzuleiten. Mayer rechnete damit, dass der Dax-Konzern sich auf sein Salzgeschäft konzentrieren und auf seinem Kapitalmarkttag einen Plan vorlegen werde, seine globale Präsenz zu erweitern.
Doch auch eine Konzentration auf das Streusalzgeschäft könnte Risiken bergen. SocGen-Analyst Singla verwies auf das Klimaphänomen El Nino, das in den USA in dieser Saison zu einem milden Winter führen könnte.