FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Lufthansa (XETRA:LHAG) hat am Donnerstag mit Aussagen zum weiteren Geschäftsverlauf für Verwirrung gesorgt. Die Aktie setzte daraufhin am Donnerstag ihren Sturzflug der vergangenen Monate fort. Seit Mitte 2014, als der neue Chef Spohr das Gewinnziel seines Vorgängers Christoph Franz erstmals zusammengestrichen hatte, büßte die Aktie gut ein Drittel ihres Werts ein - mehr hat in diesem Zeitraum kein Dax-Wert (DAX) verloren. Analysten stießen sich an der Umstellung des Ausblicks auf eine neue Ertragskennziffer. Nachdem die Papiere des Luftfahrtkonzerns zunächst positiv auf detaillierten Jahreszahlen reagiert hatten, rutschten sie im Zuge einer Telefonkonferenz mit Experten deutlich ins Minus und verloren bis zu 3,84 Prozent. Am späten Vormittag stand noch ein Minus von 2,24 Prozent auf 13,115 Euro zu Buche. Der Dax gab derweil nur leicht nach.
EXPERTEN KRITISIEREN NEUE KENNZIFFER
Die Fluggesellschaft habe bislang für 2015 eine deutliche Steigerung des operativen Gewinns in Aussicht gestellt, schrieb Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank. Nun gibt es eine neue Kennziffer als Orientierungsgröße: So soll sich der um Sondereffekte wie außerplanmäßige Abschreibungen bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Adjusted Ebit) auf 1,5 Milliarden Euro steigen. Für das vergangene Jahr wies die Lufthansa hier 1,2 Milliarden Euro aus. Die neue Prognose verstehe sich dabei aber vor möglichen Streikkosten, merkte Schlamp kritisch an. Pilotenstreiks hatten die Fluggesellschaft im vergangenen Jahr hart getroffen; Streiks drohen auch in diesem Jahr.
Noch deutlicher äußerten sich die Experten vom Analysehaus Liberum: Die neue Prognose sorge für ein Durcheinander. Die Kenngröße enthalte zum Beispiel außerbetriebliche Erträge, deren Höhe vom Management beeinflusst werden könnte und insofern schwer vorhersehbar seien.
Commerzbank-Analyst Johannes Braun bezeichnete den Ausblick indes als sehr konservativ, nachdem die Lufthansa im vergangenen Jahr die Erwartungen verfehlt und mit den Piloten um einen neuen Tarifvertrag gerungen hatte. Braun erwartet immer noch, dass die Fluggesellschaft im Laufe des Jahres von deutlich geringeren Treibstoffkosten profitieren sollte.