FRANKFURT (dpa-AFX) - Der mittlerweile zwölfte Pilotenstreik bei der Lufthansa (XETRA:LHAG) seit April vergangenen Jahres lässt die Anleger kalt. Am Dienstag rutschte die Aktie der Fluggesellschaft zwischenzeitlich zwar um mehr als 1 Prozent ab. Um die Mittagszeit hielt sie sich mit Verlusten von 0,42 Prozent auf 13,070 Euro aber deutlich besser als der schwache Dax (DAX).
Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat ihre Mitglieder dazu aufgerufen, am Mittwoch auf den innerdeutschen Kurz- und Mittelstrecken den Betrieb lahmzulegen. Zudem drohte sie, "wir können noch die nächsten paar Jahre streiken".
STREIK NICHT NUR NEGATIV
Die schwierigen Verhandlungen mit der Pilotengewerkschaft seien zwar eindeutig negativ, schrieb Analyst Jochen Rothenbacher von der Investmentbank Equinet in einem aktuellen Kommentar. Die Ankündigung eines Streiks sei aber keine Überraschung.
Rothenbacher konnte dem neuerlichen Arbeitskampf sogar einen erfreulichen Aspekt abgewinnen: Dies zeige, dass die Lufthansa bei ihren Sparbemühungen hart bleibe und mit dieser Haltung langfristig Erfolg haben könnte. Rothenbacher blieb daher bei seiner Kaufempfehlung für die Aktie mit einem Kursziel von 19 Euro.
STREIK NICHT SO TEUER
Die Fluggesellschaft habe in ihrem Geschäftsausblick für das laufende Jahr keine Streikkosten berücksichtigt, merkte ein Händler kritisch an. Ein anderer Börsianer betonte aber, dass sich die finanziellen Auswirkungen des drohenden Streiks mit schätzungsweise 5 bis 10 Millionen Euro in Grenzen halten sollten.
Analysten hatten sich vergangene Woche an der fehlenden Berücksichtigung der Streikkosten im Ausblick der Fluggesellschaft sowie der Umstellung auf eine neue Ertragskennziffer gestoßen. Diese enthalte außerbetriebliche Erträge, deren Höhe vom Management beeinflusst werden könnte und insofern schwer vorhersehbar seien, lautete einer der Kritikpunkte.
Der Arbeitskampf hat die Papiere der Lufthansa in diesem Jahr schwer belastet: Auf Jahressicht verloren sie 6 Prozent - der deutsche Leitindex hat im selben Zeitraum fast ein Viertel an Wert gewonnen. Die Lufthansa ist neben den Versorgern Eon (ETR:EOAN) und RWE (XETRA:RWEG) das einzige Unternehmen mit Kursverlusten im Dax.
NEUE GEFAHR DURCH RYANAIR
Neue Gefahren drohen dem europäischen Branchenprimus von der Billig-Konkurrenz: Der Anbieter Ryanair (EID:RY4) (ISE:RYA) (FSE:RY4) erwägt, Transatlantik-Flüge anzubieten. Die Strecken in die USA gelten als besonders lukrativ. Vereinzelte Tickets solle es schon ab 10 Pfund (14 Euro) geben, der Regelpreis läge aber bei 99 Pfund und mehr, sagte Marketingchef Kenny Jacobs der "Financial Times".
Ryanair-Chef Michael O'Leary hatte über dieses Thema schon oft gesprochen. Nun habe der Verwaltungsrat den Plänen zugestimmt, die in vier bis fünf Jahren umgesetzt werden könnten, berichteten Zeitungen. Die Iren müssten sich dafür aber zuerst geeignete Flugzeuge besorgen.