FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Bundesregierung macht möglicherweise bald Ernst mit restriktiveren Waffenexporten in instabile Regionen. Das bekam am Montag Rheinmetall (XETRA:RHMG) zu spüren: Die Aktien des Rüstungskonzerns und Autozulieferers sackten um bis zu 9 Prozent ab, nachdem die "Bild am Sonntag" berichtet hatte, die Bundesregierung habe vorerst alle Waffenausfuhren nach Saudi-Arabien gestoppt. Zuletzt notierten die Titel noch 4,84 Prozent tiefer bei 37,790 Euro, was den letzten Platz im insgesamt freundlichen MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte bedeutete.
Keinerlei Bedenken gibt es dagegen wohl gegen ein milliardenschweres U-Boot-Geschäft von ThyssenKrupp (XETRA:TKAG) mit Australien, wofür sich die Regierung laut dem "Spiegel" sogar einsetzt. Dem Bericht zufolge könnte der Auftrag ein Volumen von 14 Milliarden Euro haben und wäre damit eines der größten Rüstungsgeschäfte der Bundesrepublik. Den Papieren des Industrie- und Stahlkonzerns half dies aber nur wenig: Mit Kursgewinnen von 0,31 Prozent auf 22,520 Euro blieben sie hinter dem Dax-Anstieg (DAX) zurück.
HOFFNUNG ZERSCHLAGEN
"Gerade in den letzten Monaten haben sich viele Investoren Hoffnung gemacht, dass der heißer werdende Nahe Osten die Absatzzahlen der Waffenexporteure anwachsen lassen wird", sagte Aktienhändler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Die nun offenbar getroffene Entscheidung der Regierung gegen Ausfuhren nach Saudi-Arabien dürften die Umsatz- und Gewinnerwartungen von Rheinmetall belasten.
Ein anderer Händler betonte, der Regierungsbeschluss müsse im Kontext der gestiegenen politischen Instabilität nach dem Tod des saudischen Königs Abdullah gesehen werden. Zwar beinhalte der Auftragsbestand in der Rüstungssparte von Rheinmetall keine Großaufträge aus Saudi-Arabien. Doch unglücklicherweise gebe es in den Berichte über den Exportstopp keine Aussagen zu bereits genehmigten Rüstungsausfuhren. Mit Blick auf den Kursrutsch verwies der Händler zudem auf den zuletzt guten Lauf der Rheinmetall-Papiere. Noch vor dem Wochenende hatten sie bei 40,325 Euro den höchsten Stand seit gut vier Monaten markiert.
ANLEGER WOLLEN FAKTEN ZU AUSTRALIEN-AUFTRAG
Die fehlende Reaktion der ThyssenKrupp-Papiere auf den Spiegel-Bericht führte Experte Lipkow auf Nachwirkungen von Strafzahlungen zurück. Wegen Verzögerungen bei einem U-Boot-Auftrag aus der Türkei müsse das Unternehmen Schadenersatz zahlen, hatte das "Handelsblatt" am Freitag geschrieben. Im Raum stehe eine Summe von 100 Millionen Euro. Mit Blick auf das mögliche Australien-Geschäft wollten die Anleger erst einmal Fakten sehen.
Über die deutschen Exportpläne hatten in der Vergangenheit zudem schon andere Medien berichtet, darunter der "Focus". Lipkow erinnerte auch daran, dass die Aktien der Düsseldorfer zuletzt ebenfalls schon gut gelaufen waren. Bei 22,590 Euro notierten sie am Montagvormittag zeitweise so hoch wie seit dem vergangenen Juli nicht mehr.