FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger sind vom geplanten größten Zukauf der SAP-Firmengeschichte F:SAP bislang nicht sehr angetan. Die Aktien von Europas größtem Softwarehersteller reagierten am Freitag in einem freundlichen Börsenumfeld mit deutlichen Verlusten auf die Pläne. Die Papiere fielen am Vormittag zuletzt um 2,24 Prozent auf 58,55 Euro und waren damit klarer Verlierer im Dax F:DAX, der zeitgleich 0,81 Prozent gewann.
Wie die Walldorfer am Donnerstagabend ankündigten, wollen sie den US-Anbieter von Firmensoftware für das Reisemanagement, Concur, für rund 6,5 Milliarden Euro übernehmen. Dies wäre die bisher teuerste Übernahme der Firmengeschichte. Mit Hilfe von Concur will SAP vor allem sein Angebot im Cloud-Geschäft ausbauen.
EXPERTEN REAGIEREN ÜBERWIEGEND POSITIV
Händler begrüßten überwiegend die angepeilte Transaktion. Concur bewege sich in einem interessanten Markt, wachse zweistellig und sei profitabel, lobte ein Marktteilnehmer. Die Chance für SAP bestehe in der geringen Kundenüberdeckung beider Unternehmen von nur 30 Prozent. Damit erschließe sich lukratives, zusätzliches Umsatzpotenzial. Der Kaufpreis erscheine auf den ersten Blick allerdings etwas hoch.
Ein anderer Experte sprach von einem großen Schritt für SAP beim Ausbau des Cloud-Geschäfts. Mit einem Aufschlag von 28 Prozent auf den Concur-Aktienkurs vor den Übernahmegerüchten sei der Kaufpreis hoch. Das Geschäft sei aber strategisch sinnvoll und werde spätestens 2016 positive Beiträge zur Konzernentwicklung liefern.
SKEPSIS BEIM PREIS - AGGRESSIVERE CLOUD-STRATEGIE
Ein anderer Börsianer sagte hingegen, der Deal sei teuer und werde den Gewinn verwässern. Auch Commerzbank-Analyst Thomas Becker äußerte sich skeptisch: Die Walldorfer zahlten einen sehr hohen Preis für einen Nischenanbieter. Damit sei der Spielraum für weitere große Zukäufe nun begrenzt. Becker behielt seine Kaufempfehlung für die Aktie bei und bestätigte sein Kursziel von 72 Euro.
Bernstein-Analyst Mark Moerdler beschrieb den Zukauf als "wirklich große Wette". Damit setze SAP-Chef Bill McDermott in der Cloud auf eine aggressivere Strategie im Wettrennen mit den Rivalen in der Softwarebranche.