FRANKFURT (dpa-AFX) - Fusionsfantasien rund um Thyssenkrupp (XETRA:TKAG) haben am Mittwoch einmal mehr für einen Freudensprung bei den Aktien des Industrie- und Stahlkonzerns gesorgt. Auslöser war diesmal ein Bericht der "Rheinischen Post", wonach die Gespräche über einen Zusammenschluss des Stahlgeschäfts des Unternehmens mit Teilen des indischen Konzerns Tata Steel konkrete Formen annähmen.
Die Thyssenkrupp-Aktien kletterten am Vormittag um 3,82 Prozent auf 20,10 Euro nach oben und zählten damit zu den Spitzenreitern im festen Dax (DAX). Aktuell notieren die Papiere damit wieder auf dem Niveau von Anfang Dezember. Zum Vergleich: Die Krise in der Stahlindustrie, ausgelöst durch chinesische Billigimporte, hatte die Aktie Mitte Februar bis auf 12,56 Euro fallen lassen.
VERSCHIEDENE SZENARIEN
Nach Informationen der "Rheinischen Post" spielen die Konzerne nun auf höchster Ebene verschiedene Szenarien für eine Kombination durch. Auch am verlustreichen Thyssenkrupp-Stahlwerk in Brasilien haben die Inder der Zeitung zufolge große Interesse. Offiziell lehnen beide Seiten zu den seit Tagen umgehenden Gerüchten konkrete Kommentare ab.
Analyst Ingo Schachel von der Commerzbank meinte, ein Zusammenschluss der Stahlgeschäfte von Thyssenkrupp und Tata Steel wäre eine klar positive Nachricht. Ein interessantes Detail seien jüngste Äußerungen zu dem Thema von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die die "Rheinische Post" in ihrem Artikel wieder aufgegriffen hatte. "Die Politik tut gut daran, unternehmerische Entscheidungen nicht zu beeinflussen", hatte Kraft gesagt.
Diese Aussage mache Sinn, meinte Schachel. Zugleich signalisiere sie einen eher geringen politischen Widerstand der Mitte-Links-Landesregierung gegen einen solchen Deal.
ALLIANZ MIT SALZGITTER?
Dass indes laut der Zeitung auch eine Dreier-Allianz mit Salzgitter (XETRA:SZGG) denkbar sei, halten sowohl Schachel als auch ein Händler für wenig wahrscheinlich. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) steht einem möglichen Zusammenschluss der Stahlsparten von Thyssenkrupp und Salzgitter ebenfalls skeptisch gegenüber. Gleichwohl stiegen Salzgitter-Papiere im Kielwasser der Spekulationen um mehr als 3 Prozent.
Bereits seit Tagen treiben Fusionsspekulationen die Aktien von Thyssenkrupp an. Als Antrieb hinzu kam die Aussicht auf eine Erholung der Stahlpreise, die zuletzt am Dienstag von einer positiven Studie der US-Bank Goldman Sachs befeuert wurde.
Mit dem heutigen Kurssprung haben sich die Anteilsscheine weiter von der jüngsten Entwicklung des Dax entkoppelt: Während die Papiere des Industrie- und Stahlkonzerns seit Jahresbeginn um rund 10 Prozent zugelegt haben, steht bei dem Leitindex in diesem Zeitraum ein Minus von mehr als 7 Prozent.