FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Bezahldienstleister Wirecard (4:WDIG) überzeugt die Anleger weiter mit gut laufenden Geschäften. Nachdem einige Investoren am Vortag infolge der Geschäftszahlen für das dritte Quartal erst einmal Kasse gemacht hatten, griffen viele Anleger am Donnerstag nach lobenden Analystenkommentaren wieder zu. Die Papiere zählten am Vormittag mit einem Plus von 3,39 Prozent auf 84,37 Euro zu den Favoriten im Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX). Damit näherten sie sich wieder ihrer Bestmarke von 86,81 Euro von Anfang November.
Die guten Quartalsresultate hätten gezeigt, dass sich Wirecard auf Kurs befinde, schrieb Analyst Mohammed Moawalla von der US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) in einer Studie. Das brummende Geschäft mit der Abwicklung von Zahlungen im Internet hatte zusammen mit Zukäufen für ein Umsatzplus von knapp 52 Prozent auf 405,9 Millionen Euro gesorgt. Das operative Ergebnis (Ebitda) kletterte um 35 Prozent auf 110,1 Millionen Euro.
Moawalla zufolge profitiert Wirecard auch vom strukturellen Wachstum im Bereich Online-Bezahlung. Er hob dabei eine rasante Expansion in Asien und Übernahmen hervor. Der Experte schraubte seine Gewinnerwartungen nach oben und hob das Kurziel von 95 auf 98 Euro an. Er beließ die Aktien auf der "Conviction Buy"-Liste, zeigt sich also besonders überzeugt von seiner Kaufempfehlung.
Aus eigener Kraft dürfte Wirecard ebenfalls weiterhin kräftig wachsen. Analystin Tammy Qiu von der Privatbank Berenberg traut dem Konzern auch künftig ein organisches Wachstum von mehr als 20 Prozent zu. Sie lobte die Innovationskraft der Firma. Zudem könnte das Unternehmen durchaus für chinesische Konkurrenten interessant sein, die außerhalb des Heimatmarktes expandieren wollten. Auch Qui errechnet ein Kursziel von 98 Euro für die Aktie und rät zum Kauf.
Vor dem Hintergrund der starken Geschäftsentwicklung und der Wachstumsperspektiven ist Wirecard schon länger ein Liebling der Anleger. Allein im bisherigen Jahresverlauf hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Noch 2011 waren die Papiere phasenweise für rund 10 Euro zu haben. Seither hat sich ihr Wert mehr als verachtfacht. Stolpersteine wie die Attacke eines Leerverkäufer - also eines Spekulanten, der auf fallende Kurse wettet - im Frühjahr 2016 konnten den Papieren letztendlich nichts anhaben.
An der Börse ist der Konzern mehr als 10 Milliarden Euro wert. Zum Vergleich: Die Commerzbank (4:CBKG) kommt auf knapp 15 Milliarden Euro, der Versorger RWE (4:RWEG) und die Lufthansa (4:LHAG) liegen zwischen 12,5 und rund 13 Milliarden Euro. Mehr als das Dax (DAX)-Leichtgewicht ProSiebenSat.1 (0:PSMd) mit unter 6 Milliarden Euro bringt Wirecard aber schon jetzt auf die Waage.