Investing.com - Der Dax hält sich vor den mit Spannung erwarteten Handelsgespräche zwischen den USA und China, die am Donnerstag beginnen sollen, oberhalb der psychologisch bedeutenden Marke von 12.000 Punkten. Der neuerliche Rückgang der Auftragseingänge in der deutschen Industrie belastete das deutsche Aktienbarometer nur kurz.
Der Dax wurde zuletzt mit einem Plus von 35 Zähler bei 12.051 Punkten gehandelt. Der MDAX, der mittelgroße deutsche Unternehmen umfasst, sank dagegen um 0,07 Prozent auf 25.516 Zähler. Für den SDAX ging es um 0,17 Prozent nach oben auf 10,878 Zähler, während der TecDAX um 0,24 Prozent zulegte.
Ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg von gestern Nacht versetzte der Hoffnung auf eine Lösung im Handelsstreit zwischen den USA und China einen ersten Dämpfer. So soll die chinesische Seite zunehmend zögerlich sein, ein großes Handelsabkommen mit den USA zu machen.
Vizepremier Liu He, der chinesische Chefunterhändler, sagte, dass sein Angebot an die USA keine Verpflichtungen zur Reform der chinesischen Industriepolitik oder staatliche Subventionen umfassen werde. Dies sind allerdings einige der Kernforderungen der Trump-Administration in den Handelsgesprächen.
"Wenn wir einen Interimsdeal bekommen, erwarten wir eine kurzfristige Erholungsrallye an den Aktienmärkten", erklärte die Danske Bank (CSE:DANSKE), die die Wahrscheinlichkeit auf einen Interimsdeal auf 60 Prozent taxiert, in einer Notiz am Montag. "Andererseits dürfte ein Scheitern der Gespräche die Risikobereitschaft erneut belasten, da dann der US-Zollsatz auf chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar am 15. Oktober (nächste Woche) von 25 auf 30 Prozent steigen werden."
Die Finanzexperten von apano räumen einem USA-China Deal indes keine hohen Chancen ein. Dafür gebe es mehrere Indizien, wie es auf deren Website heißt. "Zum einen zeigt sich in den erneut gescheiterten Gesprächen mit Nordkorea, dass trotz des Abgangs des "Falken" John Bolton die USA offenbar die Diplomatie des maximalen Drucks weiter verfolgt. Da aber der US- Präsident unter zunehmendem innenpolitischen Druck steht (Impeachment), wird China eher weniger nachgiebig sein und evtl. bereits auf die Zeit nach Trump spekulieren."
Die USA und China werden sich am Donnerstag und Freitag zum dreizehnten Mal an den Verhandlungstisch setzen, um den monatelangen Handelskrieg, der die globale Industrietätigkeit zunehmend belastet, beizulegen.
Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe aus den USA war letzte Woche auf den tiefsten Stand seit 2009 gefallen. Das hat die Ängste vor einer globalen Rezession erhöht und eine starke Korrektur an den Aktienmärkten losgetreten. "Während der ISM klar schwach ausgefallen ist, waren im September nicht alle Indikatoren für die Produktionstätigkeit schlecht. Der globale PMI des verarbeitenden Gewerbes ist in den letzten zwei Monaten leicht gestiegen", erklärte J.P. Morgan in einer Notiz am Montag. "Auch die Frühindikatoren sind ermutigend. Die Exportaufträge aus Taiwan sind gestiegen und neigen in der Regel dazu, die globalen PMIs des verarbeitenden Gewerbes zu leiten. Auch der Frachtratenindex (Baltic Freight Index) ist gestiegen, was auf höhere PMIs hindeutet."
J.P. Morgan Cazenove hatte erst Ende September eine erhöhte Gewichtung in europäische Aktien Blei gleichzeitig verringertem Engagement in US-Titel empfohlen. Grund dafür sei u.a., die zuletzt positive Entwicklung der Geldmenge M1. So erreichten zwar der Ifo-Geschäftsklimaindex sowie die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum neue Mehrjahrestiefs, aber die Geldmenge M1 habe sich seit Jahresanfang verbessert. Mit der Neuauflage des Anleihekaufprogramms der EZB könnte sich dieser Effekt noch verstärken.
"Betrachtet man das Verhalten der Geldmenge M1 nach Implementierung der vergangenen QE, so beschleunigt sie sich in der Regel weiter, wenn die QE angekündigt/implementiert wird", schätzen die Marktexperten von J.P. Morgan. Es bestehe eine positive Korrelation zwischen Geldmenge M1 und Einkaufsmanagerindizes. Dieser Indikator sagt eine Erholung der Einkaufsmanagerindizes voraus. "Das deutet darauf hin, dass wir uns auf einen Wendepunkt zubewegen."
Neben den Handelsgesprächen stehen in dieser Woche außerdem die Sitzungsprotokolle der US-Notenbank Fed (Mittwoch) und der Europäischen Zentralbank (Donnerstag) auf der Agenda. An Konjunkturdaten mangelt es in dieser Woche etwas: Erzeugerpreise aus den USA am Dienstag, die Verbraucherpreise am Donnerstag und Uni-Michigan Verbrauchervertrauen am Freitag.
Charttechnisch bleibt die Lage im Dax angeschlagen. Erst eine Erholung über die kurzfristige Schlüsselhürde bei 12.141 würde eine weitere Erholungsbewegung in Richtung 12.500 lostreten. Danach wäre mit einem weiteren Aufwärtsimpuls in Richtung der Jahreshochs bei 12.644 Punkten zu rechnen. Vorsicht ist bereits wieder geboten, wenn der Leitindex unter 11.960 fällt.
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von Robert Zach