Mitte August hatte ich die Frage gestellt, ob die Crash-Propheten wieder einmal falsch liegen. Gut einen Monat später haben wir die Antwort. Ja. Sie lagen falsch (wie schon so oft in der Vergangenheit). Ausgehend vom Tief am 15. August ist der Dax um 9,6 Prozent gestiegen. Damit hat der deutsche Aktienindex sogar den US-amerikanischen S&P 500 outperformend, der im gleichen Zeitraum "nur" um 4,8 Prozent zugelegt hat.
Wer allerdings überhaupt nicht im Markt investiert war, weil er wieder nur auf die Crash-Propheten gehört hat, die in diesen ungewöhnlichen Zeiten immer gerne viel vorhersagen, dessen Rendite war gleich null.
Daher mein Rat an Sie: Hören Sie nicht ausschließlich auf Crash-Propheten. Solange das Geld dank der Notenbanken billig bleibt, ist ein CRASH das wohl unwahrscheinlichste Szenario überhaupt. Vielmehr als eine größere Korrektur werden Sie nicht bekommen.
Und diese könnte sich allmählich ergeben und sich zur Jahreswende/Mitte 2020 beschleunigen. Hintergrund ist die Zinskurve aus den USA aus den dreimonatigen und zehnjährigen Renditen, die im August, nach dreimonatiger Invertierung, ein Rezessionssignal erzeugte. Im Schnitt kam es 311 Tage später zu einer Rezession in den USA.
Auch der von der New York Fed berechnete Rezessionsindikator liegt weiterhin über der wichtigen Hürde von 30. Gemäß der jüngsten Berechnung liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit nun bei 37,9 Prozent. Wie aus dem Chart der New York Fed zu entnehmen ist, folgte als Reaktion darauf fast immer eine Rezession (Ausnahme 1968).
Ein ähnliches Ergebnis liefert das von AQR Capital Management, LLC, berechnete Modell.
Sich jedoch ausschließlich auf die inverse Zinskurve zu verlassen und somit eine größere Korrektur an den Aktienmärkten präzise vorhersagen zu wollen, wäre falsch. Das zeigt auch die Grafik von AQR Capital Management, LLC.
Die Grafik zeigt, dass die Zinskurve nicht als ein Indikator herangezogen werden kann, um den Zeitpunkt einer größeren Korrektur an den Aktienmärkten vorherzusagen. So ist beispielsweise das durchschnittliche Ergebnis in einem Umfeld mit invertierter Zinskurve besser als das 10. Perzentil bei Aktien und Anleihen im Umfeld mit der steilsten Zinskurve (1-Jahreshorizont).
Die Investment-Management-Firma rät daher seinen Kunden, neben der Zinskurve u.a. die Performance von Value und Momentum genau zu beobachten. Setzt sich die im September begonnene Rotation rein in Value, raus aus Momentum fort, könnte sich die Chance auf eine größere Korrektur ergeben.
Value-Aktien (NYSE:VLUE) performen in der Regel während einer Baisse oder einer Rezession besser als Growth (NYSE:VUG)- oder Momentum-Aktien (NYSE:MTUM), die sich in Zeiten einer Hausse oder einem Aufschwung besser entwickeln.
Charttechnischer DAX-Ausblick
Dank der starken Gegenbewegung seit Anfang August ist der Dax wieder bis in die Nähe seiner Jahreshochs gestiegen. Die schlechte Nachricht für die Bullen ist, dass das deutsche Aktienbarometer nun in einen maßgeblichen Widerstand herangelaufen ist. Um diesen zu überspringen, bedarf es eines großen Kraftakts.
Konkret geht es um den langfristigen Abwärtstrend, der bereits zweimal im Juli erfolglos getestet wurde. Nur ein nachhaltiger Spurt über diese Kursmarke, die bei gut 12.500 Punkten verweilt (nageln Sie mich in solchen Timeframes nicht auf die Punktezahl fest), würde einen weiteres Aufwärtsimpuls in Richtung der Jahreshochs bei 12.644 Punkten lostreten, wo sich außerdem die gebrochene Aufwärtstrendlinie vom Dezembertief befindet.
Angesichts der Fülle und Stärke der Widerstände, sehe ich aktuell nur noch begrenzten Spielraum auf der Oberseite und so sollte mindestens Test der 90-Wochen-Linie bei 12.047 Punkten eingeplant werden. Fällt der Dax unter diese Hürde, gilt es das Chartbild neu zu bewerten.