PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Donnerstag moderat nachgegeben. Börsianer sprachen von Gewinnmitnahmen wegen anhaltend leichten Zweifeln an der Nachhaltigkeit der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Der EuroStoxx-50-Index (DJ Euro Stoxx 50) verlor am Vormittag 0,61 Prozent auf 3780,40 Punkte. In Paris sank der CAC-40-Index (CAC 40) um 0,05 Prozent auf 5251,47 Punkte. Für den Londoner FTSE-100-Index (ISE:UKX) ging es um 0,12 Prozent auf 7088,06 Punkte nach unten.
"In der gestrigen Pressekonferenz konnte Mario Draghi die Spekulationen um ein vorzeitiges Auslaufen des QE-Programmes bei verbesserter Datenlage nicht ganz ausräumen. Damit bleibt das Thema auf dem Tisch und in den Hinterköpfen der Marktteilnehmer", sagte Analyst Andreas Paciorek von CMC Markets.
Zudem sorge der seit Tagen anziehende Ölpreis, der zuletzt auf den höchsten Stand seit Dezember 2014 gestiegen war, für eine gewisse Vorsicht am Markt. "Ein stärkerer Euro und höhere Energiepreise könnten die Inflation auch in der Eurozone wieder steigen lassen, was die Datenlage für die EZB beeinflussen dürfte", so Paciorek. Wie die EZB am Donnerstag mitteilte, gehen Finanzprofis mittelfristig von einer höheren Teuerung aus. Während die Geldentwertung im laufenden Jahr niedriger als noch vor drei Monaten erwartet wird, rechnen die Befragten für die kommenden beiden Jahre mit einer etwas höheren Inflation.
Im Branchentableau waren wie schon an den Vortagen Bergbauaktien wieder überdurchschnittlich gesucht. Der Index Stoxx 600 Basic Resources (DJX:SXPP) legte um 0,63 Prozent zu. Noch besser schnitt der Automobilsektor (DJX:SXAP) mit plus 1,10 Prozent ab. Grund dafür waren starke Europa-Absatzzahlen der Autobauer sowie die Hochstufung vieler Automotive-Aktien durch die Investmentbank Goldman Sachs.
Die angelaufene Berichtssaison der europäischen Unternehmen zeigt bislang noch kein klares Bild. Ein frühes Ostergeschäft und neue Produkte haben beim Konsumgüterkonzern Unilever (LONDON:ULVR) (ASX:UNA) das Geschäft angekurbelt. Der Umsatz stieg im ersten Quartal um 12,3 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro und damit höher als vom Markt erwartet. Die Papiere von Unilever NV waren mit einem Plus von knapp 4 Prozent klarer Spitzenreiter im EuroStoxx-50-Index.
Auch die Aktien von SABMiller (ISE:SAB) (FSE:BRW1) präsentierten sich nach starken Zahlen mit 2,29 Prozent deutlich fester. Ein wieder anziehender Bierkonsum in China hat den weltweit zweitgrößten Brauereikonzern im abgelaufenen Quartal angeschoben. Dem weltgrößten Spirituosenkonzern Diageo (ISE:LONDON:DGE) (FSE:GUI) hat dagegen ein schwacher Absatz in den Schwellenländern das dritte Geschäftsquartal verhagelt. Deshalb rangierten die Diageo-Titel mit minus 2,11 Prozent ganz unten im Stoxx-50-Index.
Die Hoffnung auf höhere Ausschüttungen hat die Airbus-Aktien (XETRA:AIRG) (PSE:PAIR) am Donnerstag angetrieben. Sie verteuerten sich um 2,38 Prozent. Der Flugzeugbauer will sich auf der Hauptversammlung am 27. Mai ein außerordentliches Aktienrückkaufprogramm für bis zu 10 Prozent der Aktien genehmigen lassen.
Die bevorstehende Übernahme des französischen Telekomausrüsters Alcatel-Lucent (PARIS:ALUA) (PSE:PALU) (ETR:CGE) durch den finnischen Konkurrenten Nokia (HEL:NOK1V) (ETR:NOA3) sorgte - wie schon an den Vortagen - erneut für Turbulenzen an den Märkten. Diverse Analystenhäuser stuften die Aktien beider Netzwerkunternehmen herab. Nokia-Titel sackten entsprechend um 2,30 Prozent ab und waren damit Eurostoxx-Schlusslicht. Alcatel-Aktien standen mit einem Minus von 1,61 im CAC-40-Index ebenfalls ganz unten.