PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) hat sich am Freitag nach einem verhaltenen Handel noch in die Gewinnzone gerettet. Dank des Rückenwindes von der tonangebenden Wall Street schaffte der Leitindex der Eurozone ein Plus von 0,12 Prozent auf 3560,53 Punkte. In den USA hatte der Aktienmarkt seine jüngste Rekordjagd fortgesetzt. Auf Wochensicht jedoch steht beim EuroStoxx ein Minus von 0,86 Prozent zu Buche.
Der französische Leitindex CAC 40 (CAC 40) hingegen konnte am Freitag seine anfänglichen Verluste nicht ganz wettmachen und schloss 0,15 Prozent tiefer bei 5349,30 Punkten. Der britische FTSE 100 ("Footsie")(GB0001383545) wiederum steig um 0,57 Prozent auf 7490,57 Punkte. Hier stützten Kursgewinne bei den stark gewichteten Minenwerten (Stoxx 600 Basic Resources PR).
Nach Einschätzung des Experten Michael Hewson vom Handelshaus CMC Marktes rückt die US-Steuerreform verstärkt in den Fokus der Anleger. Die Drohung des republikanischen Senators Marco Rubio, gegen das Gesetz zu stimmen, sollte es nicht zu Anpassungen kommen, habe gezeigt, dass der Ausgang hier durchaus noch ungewiss ist. Die Reform sieht unter anderem eine Senkung der Körperschaftssteuer von derzeit 35 auf 20 Prozent vor. Unternehmen könnten dadurch erheblich entlastet werden. Zuletzt herrschte in New York die Zuversicht vor, dass das Vorhaben doch noch gelingen kann.
Während der Handel zum Wochenausklang hin weitgehend ohne konjunkturellen Antrieb vonstatten ging, haben immerhin unter anderem zwei Einzelwerte aus Schweden für Gesprächsstoff gesorgt. So riss der Kurssturz des Modehändlers H&M (12:HMb) die gesamte europäische Einzelhandelsbranche (STOXX Europe 600 Retail) mit nach unten und machte sie zum schwächsten Sektor. Weil H&M im letzten Geschäftsquartal die Kunden in den Läden weggeblieben waren, verzeichnete das Unternehmen einen Umsatzrückgang von 4 Prozent. Die Aktien brachen um rund 13 Prozent ein.
Besser lief es hingegen für den Telekomanbieter Tele2 (SE0000314312), dessen Niederlande-Geschäft von der deutschen Telekom (4:DTEGn) übernommen wird. Dadurch soll die eigene Tochter in dem umkämpften Markt gestärkt werden. Die Nachricht beförderte die Papiere um rund 1,5 Prozent nach oben.
Die Aktien von Ryanair (IR:RYA) hingegen sackten um rund 8 Prozent ab. Angesichts europaweiter Streikdrohungen der Piloten ist der Billigflieger erstmals in seiner Geschichte auf die Gewerkschaften zugegangen. Um Flugausfälle in der Weihnachtswoche zu vermeiden, zeigte sich das Unternehmen bereit, die Gewerkschaften als legitime Interessensvertretungen der Piloten in den jeweiligen Ländern anzuerkennen.
Der Experte Alex Paterson vom Analysehaus Investec sprach von einer "dramatischen Änderung" der Geschäftspolitik des Billigfliegers. Nun könnten höhere Gehälter und Verbesserungen in den Arbeitsbedingen der Piloten zumindest teilweise die Kostenvorteile von Ryanair zunichte machen.
Bester Wert im "Footsie" waren die Aktien von Sky (3:SKYB) mit einem Plus von fast 3 Prozent. Der Pay-TV-Anbieter und der Telekomriese BT Group (3:BT) hatten vereinbart, bestimmte Angebote des jeweils anderen Unternehmens zu senden. Die BT-Anteilsscheine verteuerten sich um mehr als 1 Prozent.