PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Zur Freude vieler Anleger haben die Schotten für den Verbleib bei Großbritannien gestimmt. Das sorgte für Erleichterung und Kursgewinne an den internationalen Börsen. Für Auftrieb sorgten auch die guten Vorgaben von der Wall Street, wo der Dow und der S&P 500 am Vortag im Verlauf abermals neue Rekordmarken gesetzt hatten. Der EuroStoxx 50 F:SX5E stand am späten Vormittag um 0,81 Prozent höher bei 3298,03 Punkten.
In London rückte der Leitindex FTSE 100 (ISE:UKX) 0,75 Prozent auf 6870,18 Punkte vor. Damit nähert sich steht der "Footsie" aktuell wieder dem Niveau von Mai - das er davor zuletzt im Jahr 2000 erreicht hatte. In Paris gewann der Cac 40 (PSE:PCAC) 0,52 Prozent auf 4487,72 Punkte.
Im Laufe des Tages könnte es zudem auch ohne Nachrichten noch zu Kursschwankungen kommen, da die Börsianer wieder "Hexensabbat" feiern. An diesem Tag laufen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen aus. Vom "großen Verfall" sprechen Börsianer dann, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien, auf denselben Tag fällt.
Nach offiziellen Angaben stimmten in Schottland 55,3 Prozent nach Auszählung aller Stimmbezirke der Stimmberechtigten für den Verbleib des Landes im Vereinigten Königreich. Dies sorgte weltweit für Erleichterung, da eine Abspaltung von Großbritannien nach Einschätzung von Experten mit unkalkulierbaren wirtschaftlichen und politischen Folgen verbunden gewesen wäre. Das Nein der Schotten zur Abspaltung bringe nun die Sicherheit an die Märkte zurück, schrieb Joshua Mahony vom Broker Alpari.
Zu den größeren Profiteuren dieser Abstimmung gehören unter anderem die Banken (DJX:SX7P), denn auch für sie wären die Folgen kaum zu übersehen gewesen. Europaweit lagen sie am Freitag allerdings mit 0,90 Prozent nur im Mittelfeld des Branchenrankings. Die deutlichsten Gewinne fuhren Immobilienwerte F1GF.DJX> mit einem durchschnittlichen Kursplus von 1,56 Prozent ein. Technologietitel (DJX:SX8P) gerieten dagegen mit minus 0,69 Prozent am deutlichsten unter Druck.
In London verteuerten sich Lloyds Banking Group (ISE:LLOY) (FSE:LLD) um knapp zwei Prozent und Royal Bank of Scotland (RBS) (ISE:RBS) (FSE:RYS) um mehr als drei Prozent. Innerhalb der britischen Bankenwelt haben beiden Institute das größte Schottland-Geschäft. Papiere von GlaxoSmithKline rückten um 0,66 Prozent vor. Ein chinesisches Gericht hat den britischen Pharmariesen wegen Korruption schuldig gesprochen und zu einer Strafe in Höhe von 297 Millionen Pfund verurteilt. Für Erleichterung sorgte aber, dass der Konzern die Summe aus bestehenden Barbeständen begleichen kann. Die Aktie drehte nach der Nachricht ins Plus.
In Frankreich kletterten Vivendi (PSE:PVIV) (FSE:VVU) nach der Einigung über den Verkauf der brasilianischen Tochter GVT um 0,64 Prozent. Vivendi erhält vom Käufer Telefonica F:TEF (FSE:TNE5) unter anderem 4,66 Milliarden Euro in Bar. Die Aktien des spanischen Telekom-Konzerns legten um 1,60 Prozent zu.
Vor ihrer Rückkehr in den Eurostoxx 50 gehörten Nokia F:NOK1V (ETR:NOA3) zu den Verlierern. Nach einem anfänglich guten Start drehten die Titel moderat ins Minus. Am kommenden Montag wird das Papier des finnischen Netzwerkausrüsters wieder in den Auswahlindex der Eurozone aufgenommen. Im März 2013 waren die Nokia-Aktien nach zahlreichen Gewinnwarnungen und darauf folgenden dramatischen Kurseinbrüchen herausgeflogen. Papiere des britischen Baustof-Konzerns CRH (ISE:CRH) (FSE:CRG), der für Nokia des Feld im Eurostoxx 50 räumen muss, stieg zuletzt um 0,34 Prozent.