PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Börsen Europas haben nach dem Durchhänger zur Wochenmitte wieder in die Gewinnspur zurückgefunden. Am Donnerstag legten alle wichtigen Aktienindizes zu. Händler begründeten die gute Stimmung unter anderem mit dem schwachen Euro (FX1:EURUS), der Exporte in Länder außerhalb der Europäischen Union erleichtern kann. Die Gemeinschaftswährung leidet unter dem starken Dollar, der von der Hoffnung auf eine baldige Leitzinserhöhung in den USA angetrieben wird.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg am Vormittag um 0,94 Prozent auf 3051,62 Punkte. Am Mittwoch hatte der Leitindex der Eurozone noch 0,25 Prozent tiefer geschlossen. Der französische CAC-40-Index (CAC 40) zeigte sich am Donnerstag mit 1,13 Prozent im Plus bei 4488,39 Zählern.
Der FTSE-100-Index (ISE:UKX) aber gewann lediglich 0,24 Prozent auf 6798,12 Punkte. Die Stimmung in britischen Unternehmen hatte sich zwar nach einer starken Eintrübung unmittelbar nach dem Brexit-Votum im August wieder erholt. Nach der Veröffentlichung der Daten schnellte jedoch das Pfund in die Höhe, was die Ausfuhren der stark exportorientierten Konzerne in Großbritannien behindern könnte.
Die Gewinne an den europäischen Börsen zogen sich durch alle Branchen. Bankaktien (DJX:SX7P) etwa profitierten mit plus 2,05 Prozent weiter von der gestiegenen Hoffnung auf eine Zinserhöhung in den USA, die am Freitag durch robuste Arbeitsmarktdaten für August untermauert werden könnte, sagte ein Marktteilnehmer.
Besonders gefragt waren Anteilsscheine italienischer Bankhäuser mit Gewinnen von gut 3 Prozent. In London zogen die Papiere von HSBC (ISE:HSBA) (FSE:HBC1) um rund 2,5 Prozent an.
Die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt spielt eine wichtige Rolle für die Geldpolitik in den USA. Die Daten könnten Hinweise auf den Zeitpunkt der nächsten Zinserhöhung durch die US-Notenbank (Fed) liefern. Die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt schon im September hatte nach den Aussagen der Fed-Chefin Janet Yellen auf der Notenbankkonferenz in Jackson Hole zuletzt zugenommen.
Die Aktien von Telekom-Unternehmen (DJX:SXKP) hingegen hinkten mit plus 0,03 Prozent dem Markt hinterher. Gemieden wurden vor allem die Papiere von Orange (PARIS:ORAn). Sie verloren am EuroStoxx-Ende mehr als 1 Prozent, nachdem die US-Investmentbank Merrill Lynch ihre Kaufempfehlung für die Anteilsscheine gestrichen hatte. Die Unterstützung für die Entwicklung des freien Mittelzuflusses lasse nach, schrieb Analyst Frederic Boulan. Zudem dürfte der Konkurrenzdruck im französischen Mobilfunk andauern.