PARIS/LONDON (dpa-AFX) -Die Erholung an Europas Börsen hat ein schnelles Ende gefunden: Beunruhigt vom weiteren Ölpreisverfall haben Anleger am Mittwoch wieder das Risiko gescheut. Nach den bereits durchwachsenen Vorgaben der Wall Street und dem erneuten Börseneinbruch in Asien sackte der Eurostoxx 50 (Euro Stoxx 50) bis zum späten Vormittag um 2,99 Prozent auf 2891,48 Punkte ab. Der Index fiel damit auf das tiefste Niveau seit Herbst 2014.
Am Vortag hatte sich das wichtigste Börsenbarometer der Eurozone nach weniger schwach als befürchtet ausgefallenen Wachstumsdaten aus China noch etwas erholt. Das kleine Anzeichen von Stärke nutzten die Anleger aber prompt wieder, um Kasse zu machen.
Auch die Börsen in Frankreich und Großbritannien rutschten wieder ab. Der Pariser CAC-40-Index (CAC 40) verlor 3,24 Prozent auf 4134,00 Punkte. Der Londoner FTSE-100 (ISE:UKX) rutschte um 2,78 auf 5713,55 Punkte ab und damit das Niveau von Ende 2012. Die am Morgen veröffentlichten Arbeitsmarktdaten änderten daran nichts. Denn die Lage auf dem Arbeitsmarkt Großbritanniens bessert sich zwar immer weiter, ohne dass dies jedoch zu stärkerem Lohnwachstum führt.
Das Kurstableau für sämtliche Branchen in Europa war am Morgen tiefrot. Die größten Abschläge verbuchten Rohstoffwerte (DJX:SXPP) mit Verlusten von im Schnitt über 4 Prozent. Ein enttäuschender Produktionsausblick kostete Papiere von BHP Billiton (ISE:BLT) (BER:BIL) in London mehr als 6 Prozent an Wert. Der Rohstoffkonzern senkte nach einer Umweltkatastrophe in Brasilien sein Produktionsziel für die Eisenerzförderung. Zuvor waren bereits die ebenfalls im australischen Sydney gehandelten Papiere eingeknickt.
Der gesunkene Ölpreis zog auch die entsprechenden Branchenwerte (DJX:SX3P) in den Bann. Bei den Energiewerten ging es um 4 Prozent abwärts. Enttäuscht zeigten sich die Anleger von den Jahreszahlen des Energieriesen Shell (ISE:RDSA) (ETR:R6C) (ASX:RDSA). Weil der Ölpreisverfall dem britisch-niederländischen Konzern zusetzt, sackte der Gewinn im Schlussquartal 2015 ab. Shell-A-Aktien gaben in London um rund 5 Prozent nach, inzwischen sind die Papiere auf dem Niveau von Mitte Oktober 2008 angekommen.
An die Spitze im Eurostoxx 50 setzten sich die Papiere von ASML (ASX:ASML) (FSE:ASM) mit mehr als 2 Prozent Kursaufschlag. Kurz nach Börsenstart hatte noch der trübe Ausblick des Chipzulieferers belastet. Ein neues Rückkaufprogramm und eine steigende Dividende konnten die Anleger aber wohl letztlich doch überzeugen.
Wie schon mehrfach in den vergangenen Tagen stand der Bankensektor abermals im Fokus. Diesmal belastete eine Studie der US-Investmentbank Goldman Sachs. Am unteren Ende des Eurozonen-Leitindex fanden sich Deutsche Bank (XETRA:DBKGn) und Unicredit (MI:CRDI) (AFF:UCG) (FSE:CRI) mit jeweils knapp 5 Prozent Kursverlust wider. Die Goldman-Experten hatten auf die sich verdüsternde Entwicklung bei den Erträgen der Institute sowie die schlechtere Dynamik im Anleihengeschäft verwiesen und ihre Gewinnprognosen gesenkt.
Einen kräftigen Kurseinbruch erlebten auch die Papiere des Schweizer Versicherers Zurich (VTX:ZURN) (FSE:ZFIN) , die mehr als 8 Prozent an Wert verloren. Stürme und Hochwasser und eine Abschreibung auf die deutsche Lebensversicherung hatten den Konzern im Schlussquartal in die roten Zahlen gedrückt.