FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Dienstag an seine Vortagserholung angeknüpft. Der Schwung nahm dabei im Tagesverlauf nach guten Geschäftszahlen großer US-Konzerne zu, da diese Hoffnung auf eine gute Quartalsberichtssaison machten. Der Dax stieg um 0,71 Prozent auf 11 697,12 Punkte, wurde aber in den Schatten gestellt vom MDax (MDAX) mit einem Anstieg um 2,47 Prozent auf 24 336,51 Punkte. Auf europäischer Bühne bewegte sich der EuroStoxx (Euro Stoxx 50) ähnlich stark im Plus wie der Dax.
Angesichts der charttechnisch angeschlagenen Situation - der Dax war jüngst auf ein Tief seit Anfang 2017 gefallen - und der weiterhin ungelösten politischen Spannungen gingen es die Anleger im frühen Handel noch vorsichtig an. Ihre Blicke blieben dabei weiter auf die stockenden Brexit-Verhandlungen und die italienischen Haushaltspläne gerichtet. Dann aber stimmte es sie etwas mutiger, als diverse US-Unternehmen mit ihren Quartalszahlen positiv überraschten.
Sowohl der Krankenversicherer UnitedHealth als auch die beiden Wall-Street-Banken Goldman Sachs (112:GS) und Morgan Stanley (112:MWD) setzten in den USA weitere positive Duftmarken für die gerade anlaufende Berichtssaison, von der sich Anleger neue Impulse erhoffen. Nachbörslich werden am Dienstag noch Zahlen von den Technologie-Schwergewichten wie IBM (112:IBM) und Netflix (2:NFLX) erwartet.
Mit SAP (4:SAPG) stehen in Deutschland jedoch erst am Donnerstag Resultate eines Schwergewichtes auf dem Plan. Vorab schon sorgte aber am Dienstag der Versicherer Talanx (4:TLXGn) mit einer Gewinnwarnung für Unruhe. Die Aktien sackten um 5,5 Prozent ab auf den tiefsten Stand seit Ende 2016. Hohe Schäden in der Industrieversicherung durchkreuzen die Gewinnpläne des Versicherungskonzerns. Andere Branchenwerte wie Allianz (DE:ALVG) oder Munich Re (4:MUVGn) wurden davon ausgebremst, wie Kursverluste von bis zu 0,6 Prozent zeigen.
Im Dax waren Volkswagen (4:VOWG_p) mit einem Kursanstieg um 2,5 Prozent ein großer Gewinner - ungeachtet eines Millionenbußgelds gegen die Konzerntochter Audi (104:NSUG). Insgesamt waren Auto- und Autozuliefereraktien nach den zuletzt teils herben Verlusten wieder stärker gefragt. Noch besser als VW (DE:VOWG) entwickelten sich unter anderem die Infineon (4:IFXGn)-Aktien mit einem Aufschlag von 3,2 Prozent. Im Technologiebereich war der Erholungsdruck am Dienstag besonders groß.
Linde (4:LING)-Aktien waren dagegen mit einem Abschlag von 0,6 Prozent unter den Schlusslichtern zu finden. Der Gasekonzern hat bei der geplanten Fusion mit Praxair (112:PX) einen weiteren Schritt gemacht, indem er ein Zusagenpaket bei den Entscheidern der US-Wettbewerbsbehörde FTC eingereicht hat. Das war laut der aktuellen Mitteilung allerdings schon Anfang Oktober. Anleger bleiben daher nervös, weil die Uhr tickt: Laut Wertpapiergesetz muss die Fusion spätestens am 24. Oktober abgeschlossen sein.
Ansonsten sorgten vor allem Analystenstimmen für Kursausschläge: Kion (4:KGX) waren nach einer Kaufempfehlung der UBS (SIX:UBSG) mit einem Kurssprung um mehr als 9 Prozent Spitzenreiter im MDax. Laut Analyst Sven Weier spiegelt das aktuelle Kursniveau das Wachstumspotenzial des Gabelstaplerproduzenten nicht wider.
Wacker Chemie (4:WCHG) standen im MDax dagegen mit 2,4 Prozent unter Druck, nachdem die Experten von JPMorgan (NYSE:JPM) der Aktie ein negatives Votum ausgesprochen hatten. Analyst Chetan Udeshi rechnet in den kommenden Monaten mit starkem Gegenwind für das Spezialchemieunternehmen.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,32 Prozent am Vortag auf 0,34 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) fiel um 0,07 Prozent auf 140,29 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) legte 0,12 Prozent auf 158,76 Punkte zu. Der Euro stagnierte mit 1,1583 US-Dollar in etwa auf Vortagsniveau. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1581 US-Dollar festgesetzt.