FRANKFURT (dpa-AFX) - Starke Bewegungen an den Börsen in Übersee dürften die deutschen Aktienindizes auch am Donnerstag auf Trab halten. Diesmal sind es sehr schwache Vorgaben, die belasten. Der X-Dax als Indikator für den Dax (DAX) lässt eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsstart ein Minus von 0,77 Prozent auf 10 224 Punkte erwarten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) dürfte zugleich um 0,95 Prozent nachgeben.
Tags zuvor hatte ein Kursfeuerwerk an den asiatischen Börsen zunächst für kräftige Gewinne im deutschen Leitindex Dax gesorgt. Lediglich moderate Kursaufschläge zu Handelsbeginn an der Wall Street führten letztlich dann aber dazu, dass die Gewinne am deutschen Aktienmarkt weitgehend abbröckelten. Wegen Sorgen um steigende Leitzinsen schloss der Dow Jones Industrial (US 30) am Vorabend letztlich sogar deutlich im Minus.
"Die Börsen in Europa dürften wegen der Schwäche der Wall Street im späten Handel und der erneut fallenden Energiepreise im Minus starten", sagte Analyst Michael Hewson vom Wertpapierhändler CMC Markets UK. Der Rückschlag an der Tokioter Börse von rund 3 Prozent nach der atemberaubenden Rally am Mittwoch, als der Nikkei 225 ein Tagesplus von fast 8 Prozent verzeichnet hatte, dürfte ebenfalls zur Ernüchterung beitragen. Japan hatte für den Monat Juli sehr enttäuschende Maschinenaufträge.
WARTEN AUF AUSSAGEN VON EUROPÄISCHEN NOTENBANKERN
Hierzulande könnten die Daten zur Industrieproduktion im wichtigen Euroland Frankreich kurz vor Handelsstart Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sowie im Tagesverlauf erwartete Aussagen von europäischen Notenbankern. "Man erhofft sich Hinweise, ob es vielleicht doch bald eine Ausweitung des QE-Programms geben kann", sagte Analyst Dirk Gojny von der National-Bank in Essen. Das QE-Programm ist das bis mindestens September 2016 laufende milliardenschwere Programm der Europäischen Zentralbank, über den Kauf von Euro-Staatsanleihen die Wirtschaft anzukurbeln. Seit März werden mittlerweile Monat für Monat Anleihen im Wert von 60 Milliarden Euro gekauft.
Unter den Einzelwerten zeigten sich bereits vorbörslich die Eon-Aktien (ETR:EOAN) sehr schwach. Bei Lang & Schwarz verloren sie 2 Prozent. Der größte deutsche Energiekonzern wird sein Kernenergiegeschäft nicht wie ursprünglich geplant auf die neue Gesellschaft Uniper übertragen. Der verbleibende Betrieb und Rückbau der deutschen Erzeugungskapazität aus Kernenergie bleibt in der Verantwortung von Eon. Zudem wird Eon wegen der niedrigen Strom- und Rohstoffpreise und der schwierigen Rahmenbedingungen das laufende Jahr mit einem dicken Minus abschließen. Im dritten Quartal müssten Abschreibungen in der Größenordnung eines "höheren einstelligen" Milliarden-Euro-Betrags verbucht werden, hieß es.
FRAPORT MELDET PASSAGIER-REKORD
Die Fraport-Aktien (XETRA:FRAG) profitierten vorbörslich nicht von guten Nachrichten. Der Frankfurter Flughafenbetreiber hatte seine Verkehrszahlen für August bekannt gegeben. Der Passagierrekord vom Juli wurde im Ferienmonat August übertroffen.
Im Blick dürften auch die Papiere des Außenwerbespezialisten Ströer (XETRA:SAXG) stehen, die vor dem Börsenstart um etwas weniger als 1 Prozent stiegen. Die im SDax (SDAX) notierte Ströer, die ein möglicher künftiger Aufstiegskandidat für den MDax ist, steigt mit einer weiteren Übernahme noch größer in das Geschäft mit Online-Anzeigen ein. Die Kölner wollen den Regionalzeitungswerber OMS schlucken. Die OMS-Eigentümer sollen zehn Prozent der Anteile an Ströers Digitaltochter Ströer Digital Group als Kaufpreis erhalten.