FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Rückschlag tags zuvor dürfte der deutsche Aktienmarkt am Freitag zur Eröffnung wieder etwas Boden gutmachen und den Dax (DAX) knapp über die hart umkämpfte Marke von 12 000 Punkten hieven. Positive Impulse kommen dabei von den festeren Börsen in den USA vom Vorabend und Japan am Morgen. Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte rund eine Dreiviertelstunde vor Börsenbeginn ein Plus von 0,46 Prozent auf 12 008 Punkte. Für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) deutete sich ein Anstieg von rund 0,4 Prozent an.
Nachdem die Europäische Zentralbank mit ihrem geldpolitischen Kurs am Vortag den Markt enttäuscht hatte, steht nun am Nachmittag der US-Arbeitsmarktbericht im Fokus. "Nach dem schwachen Arbeitsmarktbericht der privaten Arbeitsvermittlung ADP wird spannend, ob der offizielle Arbeitsmarktbericht in dieselbe Richtung zeigt", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. "Zudem wird die Fed vor möglichen Zinssenkungen sehr genau auf die Stärke des Arbeitsmarktes und die Dynamik bei der Lohnentwicklung schauen."
Europas Währungshüter hatten angesichts wachsender Risiken für die Konjunktur eine Zinserhöhung auf mindestens Mitte 2020 verschoben, aber die von einigen Börsianern erhofften Signale für eine mögliche Lockerung auf anderem Wege damit nicht erfüllt. Einige Börsianer sahen im Detail sogar Anzeichen, dass die EZB langsam aus der Politik der Negativzinsen aussteigt. Verwiesen wurde dabei auf höhere Zinsen für langfristige Banken-Refinanzierungsgeschäfte.
Unter den Einzelwerten könnten die Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn) im Fokus stehen. Die Staatsanwaltschaft Köln hat ihre Ermittlungen gegen das Geldhaus im Zusammenhang mit umstrittenen "Cum-Ex"-Steuerdeals zu Lasten der Staatskasse ausgeweitet. Die seit August 2017 untersuchende Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen "gegen weitere ehemalige und aktuelle Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder eingeleitet", bestätigte ein Banksprecher am Donnerstagabend. Deutsche-Bank-Papiere legten im vorbörslichen Geschäft auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss um 0,4 Prozent zu.
Varta-Anteilsscheine (4:VAR1) schnellten auf Tradegate um 5,2 Prozent nach oben. Die Privatbank Berenberg erhöhte ihr Kursziel für die Aktien des Batterieherstellers anlässlich der angekündigten Übernahme von Varta Consumer Batteries von 43 auf 55 Euro und bestätigte ihre Kaufempfehlung. Der geplante Deal sei strategisch positiv und der Kaufpreis von 100 Millionen Euro attraktiv, schrieb Analystin Charlotte Friedrichs. Sie revidierte ihre Umsatz- und Gewinnprognosen für die Jahre 2019 bis 2021 deutlich nach oben.
Die Titel der Software AG (4:SOWGn) stiegen auf Tradegate um 2,2 Prozent. Die Schweizer Bank Credit Suisse (5:CSGN) stufte die Aktien der Darmstädter wegen der im laufenden Jahr klar unterdurchschnittlichen Kursentwicklung von "Underperform" auf "Neutral" hoch.
Hella-Aktien (4:HLE) verloren auf Tradegate 1 Prozent. Die Investmentbank Oddo BHF stufte sie von "Neutral" auf "Reduce" ab und senkte das Kursziel von 45 auf 36 Euro. Die Profitabilität (Ebit:Marge) des Scheinwerfer-Herstellers dürfte 2019/20 stärker als bislang erwartet sinken, schrieb Analyst Harald Eggeling und kürzte seine Schätzungen.
Die Papiere der Deutsche Wohnen (0:DWNId) reagierten auf Tradegate mit einem Verlust von 1,3 Prozent auf eine Abstufung der US-Investmentbank Morgan Stanley (NYSE:MS) von "Overweight" auf "Equal-weight" und einer Zielsenkung von 50 auf 39 Euro.