FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem größten Tagesgewinn im Dax (DAX) seit rund einem Jahr dürften die wieder zunehmenden Spannungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China den deutschen Aktienmarkt am Freitag deutlich nach unten ziehen. Für Zurückhaltung unter den Anlegern dürfte auch der US-Arbeitsmarktbericht sorgen, der am Nachmittag ansteht.
Der XDax als Indikator für den Dax (DAX) stand etwa eine Stunde vor Eröffnung bei 12 202 Punkten und damit 0,84 Prozent unter seinem Vortages-Schlusskurs im Xetra-Handel. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) wird von IG aktuell gar mehr als anderthalb Prozent unter seinem Stand zum europäischen Handelsende erwartet. Der jüngste Zick-Zack-Kurs des Dax um die Marke von 12 000 Punkten sollte damit in die nächste Runde gehen.
Am Donnerstag hatten beschwichtigende Äußerungen der US-Regierung im Handelsstreit mit China den deutschen Leitindex um fast 3 Prozent nach oben auf das höchste Niveau seit rund zwei Wochen befördert. Dieser Optimismus scheint nun wie weggeblasen, nachdem US-Präsident Donald Trump seinen Handelsbeauftragten angewiesen hat, zusätzliche Strafzölle auf Waren im Volumen von 100 Milliarden US-Dollar auf Importe aus China zu prüfen. Er begründete dies mit "unfairen Vergeltungsmaßnahmen Chinas".
"Trump hat stets eine härtere Linie gefahren als seine Berater - dies dürfte den Markt also eigentlich nicht wirklich schocken", hieß es bei den Experten der Credit Suisse (5:CSGN). "Ein neuerlicher Stimmungsdämpfer ist es dennoch." Dank der starken Wall Street hatte sich der Dax gerade erst wieder von seiner Unterstützungszone um 11 800 Punkte gelöst. Bei den Einzelwerten ist die Nachrichtenlage bislang relativ dünn. Insofern sollten am Morgen vor allem Analystenkommentare für größere Bewegung sorgen. So profitierten die Lufthansa-Aktien (4:LHAG) vorbörslich von einer Kaufempfehlung der Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG). Auf der Handelsplattform Tradegate stiegen sie im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs vom Vortag um 0,3 Prozent. Die Kursverluste der Lufthansa-Papiere seit Jahresbeginn seien übertrieben, schrieb UBS-Analyst Jarrod Castle. In diesem Jahr dürfte die Fluggesellschaft höhere Gewinne erzielen und die Dividende erhöhen.
Die Anteilsscheine von Wacker Chemie (4:WCHG) gewannen vorbörslich auf Tradegate 0,9 Prozent. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hatte sie von "Reduce" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 124 auf 165 Euro angehoben. Die jüngste Erholung der Polysiliziumpreise dürfte sich in den kommenden Wochen fortsetzen, schrieb Analyst Martin Jungfleisch. Damit könnte das auf die Solarindustrie spezialisierte Chemieunternehmen im laufenden Jahr bei Umsatz und Gewinn erneut positiv überraschen. Der Experte erhöhte seine Ergebnisprognosen (Ebitda) für die Jahre 2018 und 2019.
Auf Branchenseite könnten Technologiewerte unter Druck geraten, nachdem die Aktien des südkoreanischen Elektronikkonzerns Samsung (60:005930) trotz starker Quartalszahlen klar ins Minus gerutscht waren. Ein Händler verwies auf Marktbefürchtungen, wonach der Boom im Halbleitersektor vor dem Ende stehe. Samsung gehört unter anderem zu den größten Herstellern von Speicherchips. Insofern dürften am Freitag die Aktien von Infineon (4:IFXGn) oder Siltronic (4:WAFGn) einen Blick wert sein.