FRANKFURT (dpa-AFX) - Moderat freundliche Impulse von der Wall Street dürften am Donnerstag auch den deutschen Aktienmarkt stützen. Die asiatischen Aktienmärkte profitierten ebenfalls überwiegend von der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed. Allerdings bremste die Unsicherheit vor dem ungewissen Ausgang des Schottland-Referendum über eine künftige Unabhängigkeit die Risokofreude.
Der X-Dax als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex F:DAX stand eine Dreiviertelstunde vor Handelsbeginn bei 9694 Punkten. Das bedeutet ein Plus von 0,33 Prozent verglichen mit dem Dax-Stand am Mittwoch zum Haupthandelsschluss. Der Future auf den EuroStoxx 50 F:SX5E deutete auf eine 0,34 Prozent höhere Eröffnung des Eurozonen-Leitindex hin.
POSITIVE REAKTIONEN AUF FED - WARTEN AUF SCHOTTLAND
Die Fed hatte am Vorabend Hoffnung auf eine noch längere Zeit aktienmarktfreundliche Geldpolitik gemacht. Die Notenbanker blieben bei ihrem Passus "beträchtlichen Zeitraum", für den der Leitzins auch nach dem Ende des Anleihekaufprogramms sehr niedrig bleiben dürfte. Daraufhin hatte der US-Leitindex Dow Jones Industrial F:DJI in einer ersten Reaktion ein weiteres Rekordhoch markiert, während der marktbreite S&P 500 F:INX daran nur um Haaresbreite gescheitert war. Letztlich blieben jedoch nur moderate Gewinne übrig, und der Future auf den Dow legte seit dem Xetra-Schluss um 0,18 Prozent zu.
Für Unsicherheit sorgte das von Meinungsforschern erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Befürwortern und Gegnern einer schottischen Abspaltung von Großbritannien. Marktstratege Stan Shamu vom Broker IG sieht die globalen Märkte nun "im Auge des Sturms". Außer dem Referendum in Schottland sollte auch der Start der Vergabe langfristiger Kredite der Europäischen Zentralbank (EZB) an die europäischen Banken einen Blick wert sein.
BAYER WILL KUNSTSTOFFSPARTE VERKAUFEN
Ein Bericht ließ die Aktien von Bayer F:BAY am Donnerstag beim Broker Lang & Schwarz (LS) bereits vorbörslich um mehr als zwei Prozent steigen. Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern erwägt dem "Wall Street Journal" zufolge die Abspaltung seiner Kunststoffsparte MaterialScience. Bereits am Donnerstag könnten entsprechende Pläne publik gemacht werden. Das Unternehmen habe noch nicht entschieden, in welcher Form der Bereich veräußert werden könnte. Die Sparte soll von Analysten mit knapp acht Milliarden Euro bewertet werden.
Das Geschäft mit hochwertigen Polymer-Werkstoffen gilt als konjunkturanfällig. Über einen Verkauf wird seit Jahren spekuliert. Ein Händler sieht das sehr positiv: "MaterialScience gilt seit langem als Sorgenkind. Wenn sich Bayer nun auf sein margenstärkeres Geschäft fokusieren kann, könnte das eine Neubewertung auslösen." Auch ein anderer Börsianer rechnet für den Fall der Abspaltung mit positiven Reaktionen der Analysten.
SIEMENS-KONKURRENTEN IN FUSIONSGESPRÄCHEN
Dagegen ging es bei Siemens F:SIE um über ein halbes Prozent bergab. Von Händlern hieß es, die Fusionsgespräche zweier Konkurrenten sowie die gestrigen Aussagen des Mischkonzerns über konjunkturelle Unsicherheiten drückten etwas auf die Stimmung. Zudem stufte die französische Investmentbank Exane BNP Paribas die Aktie auf "Neutral" ab. Der Schweizer Industriekonzern Sulzer F:SUN (FSE:SUL) spricht mit dem amerikanischen Maschinenbaukonzern Dresser-Rand über eine mögliche Fusion, wie Sulzer bereits am Mittwochabend bestätigt hatte. Die Amerikaner hätten bisher als mögliches Übernahmeziel von Siemens gegolten, betonte ein Börsianer.