FRANKFURT (dpa-AFX) - Dünne Gewinne sind am Freitagmorgen im Dax in Sicht. Nach seinem historischen Sprung über 17 000 Punkte und dem anschließenden Rückfall dürfte der deutsche Leitindex vor dem Wochenende auf Richtungssuche gehen. Geprägt sein dürfte der letzte Handelstag der Woche dabei auch vom großen Verfallstermin an den Terminbörsen. Tags zuvor war dem Börsenbarometer der Schwung ausgegangen, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) anders als zuvor ihre US-Notenbank Fed die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen gedämpft hatte - und damit den hiesigen Anlegern den Wind ein Stück weit aus den Segeln genommen hatte.
Rund eine Stunde vor dem Handelsbeginn signalisierte der X-Dax für den Leitindex Dax ein Plus von 0,05 Prozent auf 16 760 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wurde 0,2 Prozent höher erwartet.
Am Vortag war der Dax in den ersten Handelsminuten erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 17 000 Punkten gesprungen. Seine Jahresendrally seit dem Oktober-Tief hatte er bei 17 003 Punkten auf gut 16 Prozent ausgebaut.
Danach aber war die noch von den Zinssenkungssignalen der US-Notenbank Fed befeuerte Freudenstimmung einer abwartenden Haltung gewichen. Zurecht, wie sich zeigte: EZB-Chefin Christine Lagarde erklärte, rückläufige Zinsen seien für Europas Währungshüter bisher kein Thema gewesen, es gebe noch viel im Kampf gegen die Inflation zu tun.
Zumindest aber hätten sich die Anleger von den Aussagen bisher nicht völlig aus dem Takt bringen lassen, schrieb Christian Henke vom Broker IG mit Verweis auf das vorbörsliche leichte Plus. Für den Börsenbeobachter bleibt es fraglich, "ob die EZB so hart bleiben kann, wenn in den Vereinigten Staaten bereits mit den Zinssenkungen begonnen wird." Laut Henke wird allgemein bereits für März des kommenden Jahres mit einem ersten Zinsschritt in der Eurozone gerechnet, "früher gegenüber den USA".
Derweil folgt am Freitag auf die Notenbanken mit dem großen Verfall ein weiteres Highlight der Woche. "Beim Dax haben die größten heute auslaufenden Positionen Basispreise, die mittlerweile deutlich unter dem Indexstand liegen", erläutert Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
In den Blick könnte in den kommenden Tagen das alte Rekordhoch aus dem Sommer bei 16 528 Punkten geraten. Dieses Ausbruchsniveau könnte der Dax laut Charttechnikern durchaus noch einmal testen.
Auf Unternehmensseite zeigten sich die Anleger vorbörslich angetan vom Ausblick des Rückversicherers Munich Re (ETR:MUVGn) für das kommende Jahr. Auf der Handelsplattform Tradegate kletterte der Kurs der Papiere um mehr als ein Prozent im Vergleich zum Xetra-Schluss.
Auch Symrise (ETR:SY1G) dürften einen Blick nach der Senkung der Margenziele wert sein. Der Hersteller von Duftstoffen und Aromen leidet unter dem Abbau der Lagerbestände bei seinen Kunden und bekommt niedrigere Rohstoffpreise zu spüren. Eigentlich ist letzteres ja positiv, doch in diesem Fall musste Symrise die Bewertung der eingelagerten Rohstoffe anpassen.
Bewegung in die Kurse könnte zudem eine Analystenstudie bringen: Die Schweizer UBS (SIX:UBSG) setzt für das kommende Jahr auf die europäischen Hersteller analoger Chips, vor allem dank fortschreitender E-Auto-Verkäufe. Hiervon sollten besonders Infineon (ETR:IFXGn) und STMicro (EPA:STMPA) profitieren, für letztere hoben die Analysten zudem ihr Votum und empfehlen den Kauf.