FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutlich negative Vorgaben von der japanischen Börse dürften den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag in Mitleidenschaft ziehen. Nach den Zinsentscheidungen in den USA und Japan dürfte der Dax (DAX) seine kurze Erholungsphase vom Vortag beendet haben und wieder den Rückwärtsgang einlegen. Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte rund eine Dreiviertelstunde vor Handelsstart ein Minus von 1,44 Prozent auf 9469 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) dürfte ähnlich schwach in den Tag starten.
Seit Mitte vergangener Woche hatten vor allem Ängste vor den Folgen eines möglichen Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union den Aktienmarkt belastet. Der Dax fiel um insgesamt 7,5 Prozent bevor er sich am Mittwoch etwas erholte.
Nachdem die internationalen Börsen auf die wenig überraschenden Entscheidungen der US-Notenbank vom Vorabend kaum reagiert hatten, änderte sich dies mit den Beschlüssen der Bank of Japan (BoJ). Die Währungshüter werden die Geldschleusen vorerst nicht weiter öffnen. Dies hatte den japanischen Yen deutlich steigen lassen und damit die Tokioter massiv unter Druck gesetzt. Der Nikkei-Index schloss mit einem Verlust von 3 Prozent. Auch die Börsen in Hongkong, Taiwan und Indien verloren erheblich an Boden.
KEINE ÄNDERUNG DER GELDPOLITIK
Die US-Notenbank Fed hat am Mittwoch ihren Leitzins unverändert gelassen und dabei auch das Risiko eines Brexit berücksichtigt. Das anstehende Referendum in Großbritannien über einen Austritt aus der Europäischen Union (EU) habe bei der Entscheidung eine Rolle gespielt, sagte Fed-Präsidentin Janet Yellen bei einer Pressekonferenz in Washington im Anschluss an den Zinsentscheid. Ein Brexit stelle eine Gefahr für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte dar.
Auch Japans Zentralbank hält an ihrer Geldpolitik zunächst fest. Japans Wirtschaft habe ihre moderate Erholung fortgesetzt, begründete die BoJ ihre Entscheidung. In Marktkreisen wird jedoch damit gerechnet, dass die Notenbank die geldpolitischen Zügel nun bei ihrer Sitzung im Juli weiter lockert.
KUKA VORBÖRSLICH SEHR FEST
Aus Unternehmenssicht könnten die Aktien von Kuka (XETRA:KU2G) im Fokus stehen. Nach dem offiziellen Übernahmeangebot der chinesischen Midea sind die Papiere des Roboter- und Anlagenbauers bei Lang & Schwarz um 3,72 Prozent hochgesprungen. Die Offerte sei erwartet worden, wirke aber dennoch klar positiv, sagte ein Händler. Midea peilt eine Beteiligung von mehr als 30 Prozent an. Anleger sollten ihre Aktien aus seiner Sicht andienen, empfahl der Händler.
Airbus-Aktien (XETRA:AIRG) (PARIS:AIR) haben am Donnerstag vorbörslich kaum auf Aussagen von Airbus-Chef Fabrice Brégier zu Flugzeug-Auslieferungen reagiert. Beim Broker Lang & Schwarz (L&S) verloren die Titel des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns zuletzt 0,20 Prozent. Brégier hatte Börsianern zufolge gesagt, dass das diesjährige Auslieferungsziel für den A350 herausfordernd sei. Das Lieferziel für das kleinere Flugzeugmodell A320Neo sei ehrgeizig, aber noch erreichbar. Die Aussagen Brégiers seien nicht neu, aber dennoch negativ für die Aktie, sagte ein Händler. Dies gelte umso mehr im gegenwärtig schwachen Börsenumfeld.