FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem starken Wochenauftakt dürfte sich der Dax (DAX) am Dienstag zunächst stabil zeigen. Die freundliche Stimmung an den Weltbörsen sollte dabei stützend wirken. Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte rund eine Dreiviertelstunde vor Handelsstart ein Plus von 0,11 Prozent auf 9973 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) dürfte ähnlich starten.
Allerdings rechnet Marktstratege Michael Hewson vom Broker CMC Markets jederzeit mit stärkeren Schwankungen. Denn zentrales Thema bleibt die Frage nach dem Ausgang der am Donnerstag anstehenden Volksabstimmung der Briten zum Verbleib in der EU. Zudem steht im heutigen Tagesverlauf das Urteil aus Karlsruhe zur Rettungspolitik der EZB auf der Agenda, und am Vormittag zunächst der ZEW-Index, der die Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung in Deutschland auf Sicht von sechs Monaten wiedergibt.
Tags zuvor hatten die Anleger am deutschen Markt die kippende Zustimmung zum Brexit mit einem Kurssprung von knapp 3,5 Prozent gefeiert. Der Dax hatte sich damit wieder deutlich der Hürde von 10 000 Punkten genähert. Im britischen Pfund waren laut Hewson Anleger, die auf weiter fallende Kurse gesetzt hatten, zudem zu eiligen Rückkäufen ihrer leer verkauften Positionen gezwungen gewesen.
URTEIL AUS KARLSRUHE KÖNNTE BÖRSEN BEWEGEN
Mit Blick auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BverfG) wird nach dem bereits erfolgten Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) erwartet, dass sich die Richter in Karlsruhe diesem grundsätzlich anschließen, im Detail aber Bedingungen stellen dürften. Konkret geht es um eine bisher nicht zum Einsatz gekommene Ankündigung von EZB-Chef Mario Draghi aus dem Jahr 2012. Zur Beruhigung der Finanzmärkte hatte er die Bereitschaft der Europäischen Zentralbank (EZB) erklärt, notfalls unbegrenzt Anleihen von Euro-Krisenländern zu kaufen.
Nachrichten zu deutschen Einzelwerten waren erneut dünn gesät und dürften nur wenig bewegen. So sieht etwa Kuka-Großaktionär (XETRA:KU2G) Friedhelm Loh kaum Chancen für ein deutsches Gegenangebot zur chinesischen Übernahmeofferte für den Roboterbauer. Ihm sei zwar die Frage nach einem Gebot der deutschen Anteilseigner gestellt worden und sicherlich auch dem weiteren Großaktionär Voith, aber "das können wir nicht", hatte Loh ein solches Vorgehen im "Handelsblatt" (Dienstag) ausgeschlossen. "Bei den Konditionen des vorliegenden Angebots können wir nicht in den Wettbewerb eintreten". Loh hält über eine Beteiligungsfirma 10 Prozent an Kuka , Voith sogar eine Sperrminorität von 25,1 Prozent. Der chinesische Hausgerätehersteller Midea hatte vor wenigen Tagen ein offizielles Übernahmeangebot für den Roboterspezialisten gemacht.
KION WILL DEMATIC KAUFEN
Der Hersteller von Gabelstaplern Kion (XETRA:KGX) gab derweil einen eigenen Zukauf bekannt: Für 2,1 Milliarden US-Dollar wolle Kion das Unternehmen Dematic kaufen und die Finanzierung über Kredite und eine Kapitalerhöhung stemmen. Die Aktie büßte vorbörslich bei Wertpapierhandelshaus Lang & Schwarz (L&S) rund 1 Prozent ein.
Die zur Südzucker-Gruppe gehörende (XETRA:SZUG) Cropenergies (XETRA:CE2G) veröffentlichte ihre Zahlen zum ersten Geschäftsquartal und hob die Prognose für das Geschäftsjahr 2016/17 an. Die Aktie des Bioethanol-Herstellers gewann vor dem Börsenstart bei L&S daraufhin 0,7 Prozent. Die Südzucker-Aktien legten bei L&S zuletzt um 1,7 Prozent zu.
Ansonsten könnten Studien von Analystenhäusern bewegen. So nahm JPMorgan (NYSE:JPM) Eon (DE:EONGn) (ETR:EOAN) mit "Overweight" wieder in die Bewertung auf und die UBS (SIX:UBSG) hob das Kursziel für Aixtron (DE:AIXGn) (ETR:AIXA) deutlich von 3,60 auf 6,00 Euro an, blieb allerdings bei ihrem Urteil "Neutral".