FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt sind am Montag vor ihrem eigenen Mut zurückgeschreckt. Nachdem der Dax (DAX) gleich zu Handelsstart erstmals in seiner Geschichte die 12 800-Punkte-Hürde überwand, bröckelten die Gewinne wieder ab und der Markt drehte in die Verlustzone. Am Nachmittag stand im Leitindex noch ein kleines Minus von 0,27 Prozent auf 12 735,46 Punkten zu Buche.
Der Rückenwind durch die Erfolge von CDU und FDP bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen war nicht von Dauer, ebenso wenig wie die Ölpreiserholung stützen konnte. Dennoch blieben die Börsianer insgesamt positiv gestimmt: "Das Jahr 2017 läuft aus politischer Sicht für die Börsen nach Plan", sagte etwa Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets mit Verweis auf die Bedeutung der NRW-Wahl für die Bundestagswahl im September sowie auch auf den kürzlichen Sieg von Emmanuel Macron als neuer Präsident Frankreichs.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte legte um 0,11 Prozent auf 24 973,97 Punkte zu. Der TecDax (TecDAX) gewann 0,23 Prozent auf 2215,57 Zähler, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) um 0,30 Prozent nachgab. Der Eurokurs legte zugleich spürbar zu. Ein erstarken der Gemeinschaftswährung kann es deutschen Unternehmen erschweren, ihre Waren außerhalb der Eurozone abzusetzen.
RWE ÜBERZEUGT OPERATIV - STUDIE TREIBT INFINEON-AKTIE HOCH
Mit seinem Geschäftsbericht stand im Leitindex nur der Energiekonzern RWE (4:RWEG) im Blick, dessen Papiere an der Index-Spitze um rund 3 Prozent zulegten. Händler sprachen von "besser als erwartet" ausgefallenen Zahlen zum Jahresauftakt und verwiesen vor allem auf das operative Ergebnis.
Ein Plus von 2,75 Prozent verbuchten an zweiter Stelle im Dax die Aktien von Infineon (4:IFXGn) und erreichten ein 15-Jahreshoch. Die US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) empfiehlt die Papiere wegen der positiven Aussichten für das Auto- und Industriegeschäft des Chipherstellers nun zum Kauf. Ex Dividende wurden dagegen unter anderem BASF (4:BASFN) und ProSiebenSat.1 (4:PSMGn) gehandelt.
Gute Geschäfte mit Kupferschrott verhalfen Aurubis (4:NAFG) zu einem guten zweiten Unternehmensquartal. Die Papiere von Europas größter Kupferhütte stiegen daraufhin im MDax um 5 Prozent: Die Anteile von K+S (4:SDFGn) folgten knapp dahinter. Wie der Chef des Düngerproduzenten, Burkhard Lohr, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte, werde ein Großaktionär gesucht. Gespräche dazu liefen bereits.
DRILLISCH-AKTIE ERKLIMMT NEUES REKORDHOCH
Für Rocket Internet (4:RKET) ging es im SDax um rund zweieinhalb Prozent hoch. Der Einstieg eines weiteren Investors bei der Rocket-Internet-Beteiligung Delivery Hero festigte die jüngst wieder etwas gestiegene Zuversicht der Aktionäre. Das südafrikanische Medien- und Internetunternehmen Naspers steckte vor allem über die Ausgabe neuer Anteile fast 400 Millionen Euro in den Essenslieferdienst Delivery Hero.
Im TecDax stiegen die Drillisch-Papiere (4:DRIG) um mehr als 4 Prozent bis auf ein neues Rekordhoch von 56,60 Euro. Die Papiere des TecDax-Schwergewichts United Internet (4:UTDI) gaben nach Zahlen zum ersten Quartal und dem Kurssprung vom Wochenausklang leicht nach. Der Internet- und Telekomkonzern hatte am Freitag die Übernahme des Mobilfunkers Drillisch angekündigt und damit ein Kursfeuerwerk bei beiden Papieren und im gesamten Telekomsektor ausgelöst.
Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 0,20 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,02 Prozent auf 141,18 Punkte. Der Bund Future verlor 0,14 Prozent auf 160,70 Punkte. Der Kurs des Euro stieg am Nachmittag knapp unter 1,10 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0876 Dollar festgesetzt.