FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat seine Vortagesgewinne am Freitag moderat ausgebaut. Die Anleger setzen weiter auf eine Einigung zwischen den USA und der Europäischen Union im Handelskonflikt, was schon am Donnerstag eine Erleichterungsrally ausgelöst hatte. Unterstützung erhält der deutsche Leitindex charttechnisch, nachdem er am Donnerstag die 200-Tage-Linie zurückerobert hatte. Diese gilt als wichtiges Signal für den längerfristigen Trend.
Gegen Mittag rückte der Dax um 0,40 Prozent auf 12 860,74 Punkte vor, was auf Wochensicht ein Plus von 2,4 Prozent bedeutet. Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen trat zur Mittagszeit mit plus 0,09 Prozent auf 26 968,05 Punkte auf der Stelle. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) rückte um 0,94 Prozent auf 2960,06 Punkte vor. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone stieg um 0,41 Prozent.
Am Vortag hatte Optimismus die Börsen Kontinentaleuropas erfasst, da US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Gespräche über die Abschaffung von Zöllen auf Industriegüter aufnehmen wollen. Zudem sind hohe Sonderzölle für Autos vorerst vom Tisch. "Diese Absichten verhalfen dem Dax zu einem ordentlichen Kursplus", sagte Helaba-Analyst Christian Schmidt. Von Euphorie sei aber keine Rede gewesen, denn mit Blick auf Trump und dessen Schlingerkurs-Politik herrsche auch Vorsicht. Es gelte abzuwarten, was tatsächlich auf der Habenseite verbucht werden könne.
Abgesehen vom Handelsstreit sind die Anleger momentan auf die laufende Berichtssaison ausgerichtet. Am Nachmittag rückt außerdem die erste Schätzung zum Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft USA im zweiten Quartal in den Fokus, auf die mit Spannung gewartet wird. Gerechnet wird damit, dass die Konjunktur spürbar angezogen hat.
Unter den Einzelwerten büßten die BASF (4:BASFN)-Aktien als Dax-Schlusslicht 2,6 Prozent ein, während die des Branchenkollegen Covestro zeitweise ihren höchsten Stand seit vier Monaten erreichten. Zuletzt bröckelte das Plus auf 0,3 Prozent ab. Händler vermuteten, dass BASF-Anleger nach dem an diesem Morgen enttäuschenden Geschäftsbericht "das Pferd gewechselt und auf Covestro umgesattelt" haben. BASF hatte vor allem ergebnisseitig mit den Markterwartungen nicht Schritt halten können. Covestro dagegen hatte am Donnerstag mit starken Zahlen und höher gesteckten Jahreszielen überzeugt.
Die Papiere von Beiersdorf (4:BEIG) litten mit minus 1,0 Prozent unter den Halbjahreszahlen der Konkurrentin L'Oreal (9:OREP). Der französische Kosmetikhersteller hatte am Vorabend zwar über gute Geschäfte mit Luxuskosmetik und Apotheken-Produkten berichtet, war aber beim Wachstum des Massengeschäfts und seiner Geschäftsentwicklung in Westeuropa im Allgemeinen hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Die Aktien der Deutschen Telekom (4:DTEGn) setzten sich hingegen mit einem Plus von 2,6 Prozent an die Spitze des Leitindex. Eine Kaufempfehlung der Citigroup-Analysten gab Auftrieb. Der Mittelzufluss sei zwar begrenzt und es gebe auch weiterhin Investitionsbedarf, der regulatorische Hintergrund wirke allerdings unterstützend für die Aktie, hieß es.
Um 6,2 Prozent ging es für die Anteilsscheine von Axel Springer (4:SPRGn) hoch, nachdem das boomende Geschäft mit Kleinanzeigen im Internet auch im zweiten Quartal ein wichtiger Antriebsfaktor für das Medienhaus gewesen ist.
Nemetschek (4:NEKG) sprangen im TecDax sogar um knapp 11 Prozent hoch und erreichten bei 129,00 Euro ein Rekordhoch. Im Segment Bau habe der Spezialsoftware-Entwickler nach einem mittelmäßigen ersten Quartal nun außerordentlich gut abgeschnitten, lobte Analyst Robin Brass von der Privatbank Hauck & Aufhäuser.