FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt sind am Mittwoch in Deckung geblieben. Nach guten Daten zur Beschäftigungsentwicklung in den USA weitete der Dax (DAX) sein moderates Minus etwas aus - zuletzt verlor er 0,26 Prozent auf 10 630,09 Zähler.
Am Vortag war der deutsche Leitindex zurück über die psychologisch wichtige Marke von 10 600 Punkte gesprungen. Nach dem Auf und Ab der vergangenen Handelswochen deutet sich derzeit für den Monat August ein Kursgewinn von knapp drei Prozent an - im Juli war das Plus mehr als doppelt so hoch ausgefallen.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen sank am Mittwochnachmittag um 0,38 Prozent auf 21 517,23 Punkte, während der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) 0,08 Prozent auf 1737,49 Punkte verlor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg hingegen um 0,32 Prozent auf 3040,58 Punkte.
US-GELDPOLITIK BLEIBT IM FOKUS
Auf dem Handel lastet weiterhin die Frage, ob die US-Notenbank Fed bereits im September ihren Leitzins weiter anhebt oder sich mit der Fortführung der im Dezember 2015 eingeleiteten Zinswende noch etwas Zeit lässt. Großes Interesse gilt daher den amerikanischen Wirtschaftsdaten und insbesondere dem Arbeitsmarkt, da die Fed vor allem davon ihre Geldpolitik abhängig macht.
Die Zahl der Beschäftigten in der US-Privatwirtschaft ist im August etwas stärker gestiegen als erwartet, teilte der private Jobdienstleister ADP mit. Die Daten gelten - neben den am Donnerstag anstehenden wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe - als Richtschnur für den monatlichen Arbeitsmarktbericht, den die US-Regierung am Freitag veröffentlicht.
ROBUSTE DATEN VOM US-ARBEITSMARKT
"Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin robust", kommentierte Expertin Viola Julien von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) die ADP-Daten. Auch für den Freitag zeichne sich ein solides Stellenplus ab. Zinserwartungen dürften "tendenziell unterstützt werden". Höhere Zinsen begünstigen festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen gegenüber Aktien.
Die am Vormittag veröffentlichten Arbeitsmarkt- und Verbraucherpreisdaten aus der Eurozone hatten den Markt kaum bewegt. Im Währungsraum stagnierte die Inflation, und auch die Arbeitslosenquote blieb stabil.
FUSIONSFANTASIE GIBT BANKEN AUFTRIEB
Vage Fusionsfantasien schoben die Aktienkurse der beiden größten deutschen Banken an. Börsianer verwiesen auf einen Bericht des "Manager Magazins" als Auslöser. Zwar lese sich die Überschrift " Deutsche Bank denkt vorsichtig über die Commerzbank nach" dramatischer als der Inhalt, gab ein Marktteilnehmer zu bedenken. Zudem dementierte Deutsceh-Bank-Chef John Cryan ein Interesse an einem Partner auf dem deutschen Markt.
Der guten Branchenstimmung konnte das allerdings nichts anhaben: Mit plus 3,79 Prozent knüpften Commerzbank-Titel (XETRA:CBKG) an ihre positive Vortagsentwicklung an und waren unangefochtener Spitzenreiter im Dax. Dahinter verteuerten sich die jüngst ebenfalls freundlichen Anteilsscheine der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) um 3,41 Prozent. Im marktbreiten europäischen Index Stoxx Europe 600 hatte der Bankenindex mit einem Anstieg von mehr als zwei Prozent die Nase vorn.
Dagegen rutschten die Aktien von ProSiebenSat.1 (XETRA:PSMGn) nach einer negativen Studie mit minus 2,15 Prozent ans Dax-Ende. Die US-Bank Citigroup (NYSE:C) sieht das bisherige Umsatz- und Gewinnwachstum in Gefahr. Sie stufte die Aktie ab und empfiehlt sie nun zum Verkauf.
AIRBUS GEFRAGT - STEINHOFF LEIDET UNTER ECKDATEN
Auf dem ersten MDax-Platz lagen mit plus 2,62 Prozent Kursplus die Papiere des Flugzeugbauers Airbus (XETRA:AIRG). Börsianer machten Berichte über einen bevorstehenden Auslieferungsrekord für August verantwortlich. Aktien des Möbel- und Einzelhändlers Steinhoff (XETRA:SNHG) büßten indes am Indexende 6,26 Prozent ein. Hier belasteten vorläufige Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Ein Experte bemängelte die trotz des starken Wachstums enttäuschende Marge.
An der TecDax-Spitze legten Wirecard-Titel (XETRA:WDIG) um 1,48 Prozent auf 44,935 Euro zu. Sie profitierten wie schon am Vortag von einem positiven Analystenkommentar. Im Kerngeschäft sei die Dynamik des Zahlungsabwicklers anhaltend hoch und das starke Umsatzwachstum dürfte sich fortsetzen, lobte HSBC-Analyst Antonin Baudry. Zudem sei die Aktie nicht gerade anspruchsvoll bewertet. Baudry hob sein Kursziel auf 55 Euro an und bestätigte sein Kaufvotum.