FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Dienstag nach einer sehr schwachen Eröffnung berappelt. Dazu beigetragen haben Marktexperten zufolge unerwartet gute Wirtschaftsdaten aus der Eurozone. Zuvor hatten Konjunkturängste und die Folgen des VW-Skandals für erhebliche Belastung gesorgt. Der stark schwankende Handelsverlauf am Vormittag verdeutliche die gegenwärtige Unsicherheit im Markt, kommentierte ein Händler.
Der Dax (DAX) war in den ersten Handelsminuten auf ein Jahrestief bei 9325 Punkten abgesackt. Zuletzt lag der Leitindex Dax 0,04 Prozent höher bei 9487,74 Punkten. Auch die vom Manipulationsskandal um Abgaswerte gebeutelte VW-Vorzugsaktie (XETRA:VOW3) hielt sich knapp im Plus.
Der MDax (MDAX), der die mittelgroßen Werte repräsentiert, gewann 0,12 Prozent auf 18 997,81 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) fiel hingegen um 0,52 Prozent auf 1706,76 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) zeigte sich kaum verändert zum Vortagessschluss.
Das Geschäftsklima in der Eurozone hat sich im September überraschend deutlich aufgehellt. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) stieg um 1,5 Punkte auf 105,6 Punkte, wie die EU-Kommission am Dienstag in Brüssel mitteilte. Dies ist der höchste Wert seit Juni 2011. Volkswirte hatten mit weniger gerechnet.
VW RASANT NACH OBEN
Die Vorzugsaktie von Volkswagen (XETRA:VOW3) fiel angesichts des Manipulationsskandals zunächst um fast 5 Prozent ans Dax-Ende. Im Zuge der Erholung schnellte sie jedoch nach oben und lag zuletzt bei 99,40 Euro. Vor dem Hochkochen der Affäre hatte das VW-Papier allerdings noch 162,40 Euro gekostet.
Daimler- und BMW-Titel verteuerten sich um jeweils rund 1,50 Prozent. Die Anteilsscheine des Autozulieferers und Reifenherstellers Conti rückten nach einer positiven Analystenstudie der Investmentbank Goldman Sachs sogar um 4,62 Prozent vor und gehörten damit zu den Spitzenreitern im Dax.
Noch besser lief es für die arg angeschlagene RWE-Aktie (XETRA:RWEG), die um rund 5 Prozent anzog. Ein Börsianer bezeichnete Aussagen des nordrhein-westfälischen CDU-Oppositionsführers Armin Laschet in der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" als "zarten Hoffnungsschimmer". Die WAZ titelte: "Laschet bringt Staatshilfe für RWE ins Gespräch". RWE und Eon sind angesichts der Diskussion um die Kosten des Atomausstiegs mit minus 64 und minus knapp 50 Prozent schwächste Dax-Werte des Jahres.
POST PROFITIEREN VON SPEKULATIONEN UM PORTOERHÖHUNG
Die Aktien der Deutschen Post (ETR:DPW) stiegen um 2,58 Prozent. Der Konzern will das Briefporto laut einem Pressebericht im kommenden Jahr besonders kräftig anheben. Ein Post-Sprecher verwies hingegen auf die noch anstehende Entscheidung der Bundesnetzagentur.
Die Titel von SMA Solar (XETRA:S92G) reagierten mit einem Kurssprung von mehr als 13 Prozent auf die erneut angehobenen Jahresziele des Herstellers von Solar-Wechselrichtern. Damit waren sie klarer Spitzenreiter im TecDax. Im bisherigen Jahresverlauf hat sich der Börsenwert von SMA somit bereits mehr als verdoppelt, nachdem das Management mit Stellenstreichungen auf die zwischenzeitlich schwache Nachfrage reagiert hatte. "Die Gesellschaft hat anscheinend den Turnaround geschafft", kommentierte Aktienhändler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner.
Die Aktien von Dialog Semiconductor (XETRA:DLGS) (ETR:DLG) fielen wegen anhaltender Sorgen um eine zu teure Übernahme um 1,37 Prozent ins Minus. Dialog will den Rivalen Atmel in einem Milliardendeal schlucken. Damit ginge eine riesige Kapitalerhöhung einher, die den Aktienkurs von Dialog erheblich belasten würde, sagte ein Händler am Morgen.