FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf eine US-Steuerreform noch vor Weihnachten lässt den Dax (DAX) zur Wochenmitte kalt. Es sorgte nicht mehr für Rückenwind, dass dem ersten großen Erfolg in der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump kaum noch etwas im Wege steht. Am Markt galt dies schon als eingepreist, nachdem der Leitindex zu Wochenbeginn schon deutlich davon profitiert hatte.
Nach freundlichem Start war der Dax bis zum Mittag mit 0,15 Prozent und 13 196,52 Punkten ins Minus abgetaucht. Das Börsenstatistik-Magazin Index-Radar sprach von "Ernüchterung", nachdem der Dax zuletzt den Eindruck erweckt habe, einen Jahresendspurt einläuten zu können. Laut dem Marktbeobachter Jochen Stanzl von CMC Markets lautet einmal mehr "Sell on Good News" die Devise. Dabei nutzen Anleger die Spekulationen für sich und verkaufen dann, wenn die guten Nachrichten tatsächlich draußen sind.
Auch bei den übrigen Indizes ging es zögerlich zu. Der MDax (MDAX) legte zuletzt zwar moderat um 0,05 Prozent auf 26 380,73 Zähler zu, für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) jedoch ging um 0,33 Prozent auf 2553,33 Punkte bergab. Gleiches gilt für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50), der sich im roten Bereich bewegte.
Anfängliche Euphorie bei Innogy (4:IGY) nach dem Abschied von Konzernchef Peter Terium verflachte. Am Markt hieß es, man sorge sich auch nach dem Schritt weiter um die Perspektiven des Energiekonzerns. Gemeinsam mit einer gestrichenen Kaufempfehlung seitens der Experten von Warburg Research sorgte dies dafür, dass die Innogy-Aktien den frühen Rückenwind verloren. Zuletzt büßten sie 0,87 Prozent ein. Auch für die Titel des Mutterkonzerns RWE (4:RWEG) ging es nach positivem Start zuletzt um fast 1 Prozent nach unten.
Zum größten Dax-Gewinner stiegen unterdessen die Aktien der Deutschen Post (DE:DPWGn) mit einem Satz nach oben um 1,36 Prozent auf. Sie erreichten mit 41,36 Euro ein Rekordhoch. Am Markt wurde dies mit dem Rückenwind optimistischer Aussagen des Konkurrenten FedEx (112:FDX) begründet. Der US-Paketdienst hatte nach einem besser als erwartet ausgefallenen zweiten Geschäftsquartal seine Gewinnprognose angehoben.
Für Gesprächsstoff sorgte ansonsten wieder der Übernahmekampf um Stada (4:STAGn). Die Haupteigner des Generikaherstellers, die Finanzinvestoren Bain und Cinven, ködern die restlichen Aktionäre mit einer neuen Offerte. Die Aktien schnellten um fast 9 Prozent auf 88,42 Euro nach oben - und lagen damit weit oberhalb der nun gebotenen 74,40 Euro. Laut Ulrich Huwald von Warburg Research vermutlich deshalb, weil Anleger auf eine "ewige Rendite" setzen. Er verwies darauf, dass sie eine jährliche Ausgleichszahlung von 3,82 Euro bekommen sollen, sofern Bain und Cinven mit ihrem erwünschten Gewinnabführungsvertrag durchkommen.
Bei den Steinhoff-Aktien (22:SNHJ) gehen die Turbulenzen wegen der Nachwehen eines Bilanzskandals immer weiter. Nach einem erneuten Kurssturz um 20 Prozent am Vortag brachen sie nun nochmals um etwa 30 Prozent ein. Die Titel des Möbelkonzerns unterboten ihren tiefsten Stand zwischenzeitlich auf nur noch 0,295 Euro. "Die Gläubiger dürften dem Unternehmen zunehmend die Unterstützung entziehen", sagte ein Händler. Es passe ins Bild, dass am Vortag vor dem Frankfurter Landgericht die erste deutsche Anlegerklage eingereicht wurde.