FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Dienstag von neuen Rekorden an der Wall Street und gestiegenen Rohstoffpreisen beflügeln lassen. Anleger leiteten davon die Hoffnung auf konjunkturellen Rückenwind ab, der dem Dax (DAX) zur Mittagszeit mit 0,59 Prozent ins Plus auf 10 747,89 Punkte verhalf. Der Leitindex orientierte sich damit wieder in Richtung der vielbeachteten 10 800-Punkte-Marke, die sich seit August mehrfach als zu hohe Hürde erwiesen hat. Ein weiterer ernsthafter Test der Schwelle blieb ihm aber zunächst verwehrt.
Gleich mehrere wichtige Indizes hatten zu Wochenbeginn in New York neue Rekordstände erreicht. Das positive Bild schwappte dann am Morgen auch nach Asien und Europa über. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone legte 0,70 Prozent auf 3054,10 Zähler zu. Für die mittelgroßen deutschen Werte im MDax (MDAX) ging es um 0,30 Prozent auf 20 660,52 Punkte nach oben. Die Technologiewerte im TecDax (TecDAX) standen zuletzt aber nur knapp mit 0,05 Prozent im Plus bei 1738,84 Punkten.
HOFFNUNG AUF KONJUNKTURANREIZE IN DEN USA
Steigende Preise für Öl und andere Rohstoffe hätten die Laune der Investoren weiter aufgehellt, sagte Analyst Michael McCarthy vom Broker CMC Markets. Während die Preise für das "schwarze Gold" von der Aussicht auf eine Förderkürzung durch das Opec-Kartell profitierten, wurden anziehende Metallpreise vor allem mit der Hoffnung auf umfangreiche Maßnahmen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump zur Ankurbelung der US-Wirtschaft in Verbindung gebracht.
Solange der Dax die Marke von 10 800 Punkten nicht überwinden kann, sehen ihn Börsianer aber nach wie vor auf der Richtungssuche. Christian Schmidt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) begründete die zuletzt relativ schwach ausgeprägte Bewegungsdynamik damit, dass die vor allem weltpolitisch geprägten Risiken derzeit wieder höher gewichtet würden. "Unterdurchschnittliche Handelsumsätze untermauern diese These", sagte der Experte.
LUFTHANSA WEGEN STREIKS IM BLICKFELD
Bei den Einzelwerten standen die Aktien der Lufthansa (XETRA:LHAG) wegen neuer Streiks im Fokus. Ihr Kurs sank um ein halbes Prozent, nachdem die Flugbegleiter der Tochtergesellschaft Eurowings an diesem Dienstag jeden siebten Flug ausfallen ließen und die Piloten für Mittwoch bereits zum nächsten Streik aufgerufen haben. Händler rechneten am Morgen bereits damit, dass die Anleger den Moment nutzen könnten, um nach einem zuletzt guten Lauf der Aktien Kasse zu machen.
Sehr gefragt waren Stahlwerte, bei denen Anleger am Dienstag auf bessere Zeiten setzten. Am Markt wurde als Kurstreiber auf einen Medienbericht verwiesen, wonach ArcelorMittal seine Stahlpreise anheben wolle. Aktien des Branchenriesen (ASX:MT) (XETRA:ISPA) gewannen an der Mehrländerbörse Euronext daraufhin mehr als 5 Prozent an Wert. Hierzulande stiegen Thyssenkrupp (XETRA:TKAG) an der Dax-Spitze um fast 3 Prozent. Für die Salzgitter-Aktien (XETRA:SZGG) ging es im MDax um mehr als 4 Prozent nach oben.
UNIPER STÜTZT VERSORGERWERTE
Mit Uniper (XETRA:UN01) gab es am Dienstag auch noch einen Nachzügler der Berichtssaison. Die Anteile des Kraftwerksbetreibers schnellten um rund 5 Prozent nach oben, weil der operative Gewinn in den ersten neun Monaten um mehr als die Hälfte und damit stärker als am Markt erwartet angezogen war. Dies sorgte Sektorweit für gute Stimmung: Aktien des Eon-Konzerns (ETR:EOAN), der Uniper als Reaktion auf die Energiewende abgespalten hatte, rückten im Schlepptau um fast 2 Prozent vor. RWE (XETRA:RWEG) gewannen mehr als ein Prozent.