FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach seiner Talfahrt am Vortag ist der deutsche Aktienmarkt vor dem Wochenende moderat auf Erholungskurs gegangen. Der Dax (DAX) gewann gegen Mittag 0,22 Prozent auf 12 443,26 Punkte. Der Euro gab zugleich wieder etwas nach und pendelte zuletzt um die Marke von 1,14 US-Dollar. Ein starker Euro kann die Ausfuhren von Waren deutscher Unternehmen erschweren und so die Aktienkurse belasten.
Unterstützung kam zudem von Inflationsdaten aus der Eurozone, die im Juni höher als angenommen ausfielen. Auch überraschend stark ausgefallene deutsche Einzelhandelsumsätze und deutlich besser als erwartete Stimmungsdaten aus chinesischen Großkonzernen trugen zur Entspannung der nervösen Anleger bei. Am Donnerstagnachmittag war Druck in die Märkte gekommen. Das deutsche Börsenbarometer hatte daraufhin erstmals wieder seit April die Marke von 12 400 Punkten unterschritten und letztlich mit einem Minus von fast 2 Prozent nicht allzu weit darüber geschlossen.
Ein Grund dafür war der fortgesetzte Höhenflug der Gemeinschaftswährung gewesen nach jüngsten Äußerungen zur Geldpolitik in Europa. Anleger seien wohl in Sorge, dass die wichtigsten Notenbanken ihre Geldpolitik schneller straffen könnten als bislang angenommen, kommentierte Investmentanalyst Wolfgang Albrecht von der LBBW. Er geht allerdings davon aus, dass zwar nun die saisonale schwache Sommerphase eingeleitet worden sei, "die Börsenampeln mittelfristig aber weiter auf grün stehen".
Der MDax (MDAX), in dem mittelgroße Unternehmen abgebildet sind, legte am Freitag zuletzt um 0,53 Prozent auf 24 559,90 Zähler zu. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 1,11 Prozent auf 2197,43 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg um 0,30 Prozent.
BAYER SCHOCKT MIT AUSSAGEN ZU JAHRESZIELEN
Unter den Einzelwerten im Dax stachen die Papiere von Bayer (4:BAYGN) und Adidas (4:ADSGN) hervor. Bayer als Schlusslicht büßten nach einer überraschenden Umsatz- und Gewinnwarnung etwas mehr als 4 Prozent ein. Vor allem wegen überraschend hoher Lagerbestände im Brasiliengeschäft seiner Pflanzenschutzsparte rechnet der Chemie- und Pharmakonzern nun mit negativen Auswirkungen auf seine Jahresziele.
Adidas profitierten mit einem Plus von fast 3 Prozent davon, dass das Wachstum des US-Konkurrenten Nike (112:NKE) im abgelaufenen Quartal auf seinem Heimatmarkt stagnierte. Dies, und auch dass der Ausblick ähnliches für die nächsten sechs Monate erwarten lasse, sei positiv für Adidas, schrieb etwa Commerzbank-Analyst Andreas Riemann. Dabei verwies er darauf, dass der deutsche Sportartikelhersteller in Nordamerika weiter Marktanteile gewinne und Nike zugleich nicht aggressiv dagegen vorgehe.
Die Aktien von RWE (4:RWEG) legten nach neun Handelstagen mit Verlusten von fast 14 Prozent erstmals wieder zu und gewannen nun fast 2 Prozent hinzu.
WEITERE UNTERNEHMEN WAGEN DEN GANG AUFS PARKETT
Nach dem durchwachsenen Börsendebüt der Restaurantkette Vapiano (105:VAO) am Montag wagte nun der Essens-Lieferdienst Delivery Hero (4:DHER) den Gang aufs Parket. Der erste Kurs der Rocket-Internet-Beteiligung mit den Marken Lieferheld, Pizza.de, Foodora lag bei 26,90 Euro und damit über dem Ausgabepreis von 25,50 Euro. Zuletzt wurde die Aktie zu 26,755 Euro gehandelt. Die Papiere des bislang größten Börsengang des Jahres hierzulande haben dank ihrer Notierung im streng regulierten Prime Standard der Deutschen Börse (DE:DB1Gn) Chancen in den MDax aufzusteigen.
Mit dem Wohnimmobilien-Entwickler Noratis (4:NUVG) stand darüber hinaus auch noch ein kleinerer Börsengang an, der jedoch enttäuschend ausfiel. Der erste Kurs der im Scale Segment für kleine und mittelgroße Unternehmen notierten Gesellschaft lag am Handelsplatz Frankfurt bei 18,75 Euro und damit exakt auf Höhe des zuletzt festgelegten Ausgabepreises. Zuletzt kostete die Aktie 16,50 Euro.