FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einer dreitägigen Verluststrecke hat sich der Dax (DAX) am Donnerstag leicht erholt. Der deutsche Leitindex baute seine Gewinne vor allem in der ersten Handelsstunde aus und stand zuletzt 0,43 Prozent höher bei 12 286,43 Punkten. Er knüpfte so an die positive Bewegung vom Mittwochnachmittag an, als er wegen neuer Hoffnung auf eine Annäherung im US-chinesischen Handelskonflikt seine Verluste noch reduzieren konnte.
Als Kursstütze wurde am Markt vor allem auf ermutigende Aussagen von US-Präsident Donald Trump in puncto Zollstreit verwiesen. Dieser hatte am Vortag in Aussicht gestellt, dass ein Deal mit China früher als erwartet zustande kommen könnte und damit die Kurse in New York gestützt. Dem folgten hierzulande auch andere Indizes: Der Index der mittelgroßen deutschen Werte MDax (MDAX) gewann 0,60 Prozent auf 25 719,74 Punkte und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg um 0,54 auf 3531,90 Zähler.
Der Dax nahm mit dem Anstieg wieder Tuchfühlung auf zur Marke von 12 300 Punkten, die ihm bis zum Vortag noch eine wichtige Unterstützung war. Positiv erwähnt wurde am Markt auch das GfK-Konsumklima, das am Morgen mit dem ersten Anstieg seit mehr als einem halben Jahr darauf schließen ließ, dass die deutschen Verbraucher sich die Konsumlaune nicht verderben lassen.
Laut Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets sind die Risiken aber nicht aus der Welt. "Politische Börsen haben zwar kurze Beine, politische Unsicherheiten beschäftigen den Aktienmarkt aber meist sehr viel länger", so der Experte. "Bis in London und Washington Tatsachen geschaffen werden, dürfte es noch eine Weile dauern", mahnte er zur Vorsicht.
Auf Unternehmensseite belastete ein gesenkter Gewinnausblick des US-Klebstoffproduzenten HB Fuller auch den Konsumgüterkonzern Henkel (4:HNKG_p). Die Aktie kam im Dax mit 1,6 Prozent unter Druck. Börsianern zufolge lastet dies auf der Stimmung, weil das Klebstoffgeschäft für Henkel als besonders wichtige Sparte gilt. Auch Beiersdorf ist in dieser Branche aktiv und so fielen die Papiere hier um fast 1 Prozent.
Als größter Dax-Verlierer wurden auch Lufthansa (4:LHAG) in Mitleidenschaft gezogen vom schwachen Ausblick eines Konkurrenten. Wegen einer Prognosesenkung des britischen IAG (3:ICAG)-Konzerns knüpften sie mit einem Abschlag von 3 Prozent an ihre Vortagsverluste an. Ihre Rally infolge der Thomas-Cook-Pleite zu Wochenbeginn ist verflogen.
Die üblicherweise schwankungsreichen Wirecard (4:WDIG)-Aktien gehörten dieses Mal mit 2 Prozent zu den größten Gewinnern. Rückenwind gab hier eine optimistische Analystenstimme der Societe Generale (PA:SOGN). Ihrer Einschätzung nach sollte es sich auszahlen, dass bei dem Zahlungsdienstleister wieder mehr die fundamentale Story in den Fokus rückt.
Unter den Nebenwerten präsentierte der Autozulieferer Hella (4:HLE) am Morgen seine Quartalszahlen, die auf durchwachsenes Feedback stießen. Nachdem der Chef des Lichtspezialisten auf einer anschließenden Telefonkonferenz Zuversicht verbreitete, pendelte sich die Aktie zuletzt bei einem Plus von 1,1 Prozent ein.
Für Thyssenkrupp (DE:TKAG) ging es im MDax ebenfalls um etwa 1 Prozent hoch. Börsianer legten bei der Aktie ihr Augenmerk auf einen Nachricht der "Financial Times", wonach der Umbau des Industriekonzerns nach dem sich anbahnenden Aus für den Konzernchef Guido Kerkhoff unter neuer Führung beschleunigt werden könnte. Unter Leitung von Martina Merz werde höchstwahrscheinlich ein Komplettverkauf der lukrativen Aufzugsparte vorangetrieben, hieß es.
Laut der UBS (SIX:UBSG) ist der im MDax gelistete Anlagenbauer Dürr (4:DUEG), dessen Aktien im August auf ein Tief seit 2013 gefallen waren, noch nicht über den Berg. Diese Aussage ließ die Aktien um 3 Prozent abrutschen. Im SDax (SDAX) belastete eine gestrichene Kaufempfehlung durch die Experten von Warburg Research die Aktien von Wacker Chemie (4:WCHG) mit 3,5 Prozent.