FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Rückenwind von der Wall Street hat dem deutschen Aktienmarkt am Dienstag wieder auf die Beine geholfen. Jochen Stanzl von CMC Markets machte auch den weiter schwächelnden Euro als Triebfeder für die hiesigen Notierungen aus. Ein schwacher Euro verbessert die Exportaussichten deutscher Konzerne außerhalb der Eurozone.
Der Dax (DAX) schaffte gleich zu Handelsbeginn den Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 10 600 Punkten. Am Nachmittag notierte der deutsche Leitindex 0,99 Prozent im Plus bei 10 648,59 Zählern, womit er den schwachen Wochenauftakt ausbügelte.
Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,53 Prozent auf 21 631,76 Punkte hoch und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) rückte um 0,97 Prozent auf 1742,25 Punkte vor. Klare Gewinne verbuchten auch Europas Börsen: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg um 1,00 Prozent auf 3028,41 Punkte.
ANLEGER WARTEN AUF US-KONJUNKTURDATEN
An der Wall Street hatte die Aussicht auf steigende Zinsen am Montag etwas von ihrem Schrecken verloren: Die wichtigsten US-Aktienindizes schlossen nach einer an den Vortagen verhaltenen Entwicklung allesamt in der Gewinnzone. Nun warten die Anleger auf Nachrichten aus der US-Konjunktur - in Kürze werden Daten zum Immobilienmarkt sowie zum Verbrauchervertrauen veröffentlicht.
Die meiste Aufmerksamkeit gilt allerdings den im Wochenverlauf anstehenden Daten vom Arbeitsmarkt und insbesondere dem monatlichen Arbeitsmarktbericht am Freitag. Denn die US-Notenbank Fed macht ihre Geldpolitik insbesondere von der Beschäftigungsentwicklung abhängig. Es bleibt abzuwarten, ob die Währungshüter schon auf ihrer September-Sitzung oder erst später die Zinsen weiter anheben - ein solcher Schritt würde die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren schmälern.
Im Dax gehörten Banktitel zu den größten Gewinnern: Deutsche Bank (XETRA:DBKGn) und Commerzbank (XETRA:CBKG) legten um 3,02 beziehungsweise 1,89 Prozent zu. Sie profitierten laut Börsianern von den zuletzt gestiegenen Kursen der Finanztitel an der Wall Street und Nachrichten zur Unicredit (MI:CRDI) (AFF:UCG) (FSE:CRI). Einem bisher unbestätigten Pressebericht zufolge könnte die italienische Bank vor dem Verkauf eines milliardenschweren Pakets mit ausfallbedrohten Krediten stehen.
ANALYSTENLOB BEFLÜGELT SAP (DE:SAPG), WIRECARD UND WACKER CHEMIE
Ansonsten sorgten vor allem Analystenkommentare für Bewegung. SAP-Papiere erreichten bei 79,45 Euro den höchsten Stand ihrer Börsengeschichte und notierten zuletzt mit plus 1,90 Prozent nur unweit darunter. Die Aktie ist seit den unerwartet starken Zahlen zum zweiten Quartal im Aufwind. Nun äußerte sich Gerardus Vos von der britischen Investmentbank Barclays (LON:BARC) in einer aktuellen Studie sehr optimistisch zu den Geschäftsaussichten des Softwarekonzerns.
Positiv sieht Vos auch den Zahlungsabwickler Wirecard (XETRA:WDIG), dessen Aktien an der TecDax-Spitze 5,00 Prozent auf 45,12 Euro gewannen: Er gab seine neutrale Haltung auf und stuft die Papiere nun mit "Overweight" ein. Das von 48 auf 58 Euro angehobene Kursziel liegt fast 30 Prozent über dem aktuellen Aktienkurs. Mit Vos habe ein hartnäckiger Zweifler seine Meinung zu dem Unternehmen geändert, sagte ein Börsianer.
Die Titel des Spezialchemiekonzerns Wacker Chemie (XETRA:WCHG) verteuerten sich nach einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank um 4,31 Prozent und führten die Gewinnerliste im MDax an. Nach Investitionen in den Kapazitätsausbau ist nach Ansicht von Analystin Nizla Naizer für die Anleger nun die Erntezeit angebrochen.