FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem langen Feiertagswochenende in den USA hat der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch einen Erholungsversuch gestartet. Der Leitindex Dax (DAX) gewann bis zum Nachmittag 0,88 Prozent auf 11 163,98 Punkte und machte damit zumindest einen Großteil seines Vortagesverlustes wieder wett. Am Dienstag war er noch auf den tiefsten Stand seit Ende 2016 abgesackt.
Der MDax (MDAX) stieg zuletzt um 0,59 Prozent auf 23 139,22 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rückte um 0,68 Prozent vor.
"Das aktuelle Plus im Dax sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zeichen auf Sturm stehen", schrieb Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. "Alles, was in den vergangenen Jahren den Bullenmarkt getrieben hat, ist jetzt ins Gegenteil umgeschlagen." So warnten die Unternehmen vor langsamerem Wachstum, statt neue Rekorde anzukündigen. Zudem nähmen die Hinweise auf eine konjunkturelle Abkühlung in den USA zu.
Händlern zufolge kommen dem deutschen Leitindex momentan vor allem die ausdünnenden Handelsumsätze aus den USA zupass, denn an der Wall Street bleiben ab Donnerstag wegen Thanksgiving die Handelsräume geschlossen und am Freitag wird nur verkürzt gehandelt. Traditionell geht es an den übrigen Börsen dann sehr ruhig zu und meistens steigen die Kurse.
Im Blick standen zur Wochenmitte vor allem die Aktien von Thyssenkrupp (4:TKAG), die nach einem schwachen Start zuletzt um 1,6 Prozent zulegten. Der Stahl- und Industriekonzern hatte nach seiner Gewinnwarnung vor zwei Wochen nun seine Bilanz vorgelegt. Dabei teilte er mit, dass er wegen der geplanten Aufspaltung der Unternehmensgruppe mit erheblichen Kosten rechnet. Rochus Brauneiser vom Analysehaus Kepler Cheuvreux sprach von einem durchwachsenen Schlussquartal. Das Ergebnis sei schwächer, dafür aber Auftragseingang und Barmittelzuflüsse besser als erwartet gewesen.
Die Anteilsscheine von Covestro (4:1COV) machten mit einem Plus von 6 Prozent einen Teil ihres Kursrutsches vom Vortag wieder wett. Harter Wettbewerb, hohe Kosten infolge des niedrigen Rheinwasserpegels und Rückstellungen wegen eines neuen Sparprogramms hatten den Kunststoffhersteller gezwungen, sein operatives Ergebnisziel zusammenzustreichen. Analysten bleiben dennoch positiv gestimmt. Auf Basis der gesenkten Ziele erscheine die Bewertung der Papiere günstig, schrieb etwa der Experte Michael Schäfer von der Commerzbank (DE:CBKG).
Die Vorzugsaktien von Volkswagen (4:VOWG_p) (VW (DE:VOWG)) stiegen um 1,9 Prozent. Der leidgeprüfte europäische Autosektor (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) erholte sich ebenfalls etwas. Deutsche-Bank-Analyst Tim Rokossa hob positiv hervor, dass VW die Gewinnerwartungen für 2020 in einer Zeit angehoben habe, in der fast alle Konkurrenten ihre Ziele gesenkt hätten.
Medigene (4:MDG1k) gaben im SDax (SDAX) hingegen als Schlusslicht um 2,7 Prozent nach. Die Geschäfte des Immunonkologie-Spezialisten liefen zwar planmäßig, doch sei das Tempo langsamer als erwartet, hieß es seitens der Baader Bank unter Verweis auf die nur schleppend anlaufende Patientengewinnung für bestimmte Tests.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,21 Prozent am Vortag auf 0,22 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) fiel um 0,07 Prozent auf 141,13 Punkte. Der Bund-Future sank ebenfalls um 0,07 Prozent und damit auf 160,73 Zähler.
Der Kurs des Euro stieg nach seinem Fall unter die Marke von 1,14 US-Dollar am Vorabend bis zum Nachmittag wieder auf 1,1418 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1421 (Montag: 1,1427) Dollar festgesetzt, womit der Dollar 0,8756 (0,8751) Euro gekostet hatte.