FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China hat die Anleger am Freitag aus dem Aktienmarkt getrieben. Der Leitindex Dax (DAX) war bereits zum Handelsbeginn unter die psychologisch wichtige Marke von 12 000 Zählern gefallen und notierte am frühen Nachmittag 2,66 Prozent tiefer bei 11 926,72 Punkten. Damit bewegte sich das Börsenbarometer wieder auf dem Niveau von Anfang Juni. Insofern steuert der Dax auf einen Wochenverlust von knapp 4 Prozent zu.
Der MDax der mittelgroßen deutschen Werte (MDAX) büßte am Freitag 1,70 Prozent auf 25 745,93 Punkte ein. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sackte um rund 2,5 Prozent ab.
Der Handelsstreit zwischen den USA und China erreichte eine neue Eskalationsstufe. China machte deutlich, dass es mit Gegenmaßnahmen reagieren werde, wenn US-Präsident Donald Trump mit seinen neuen Strafzöllen ernst macht. Trump hatte am Vortag für September zusätzliche Zölle von 10 Prozent auf chinesische Güter im Wert von 300 Milliarden US-Dollar (270 Mrd Euro) angekündigt. Sie könnten sogar auf 25 Prozent oder "deutlich darüber hinaus" erhöht werden, warnte Trump.
"Die Investoren hofften in dieser Woche auf positive Signale aus Peking. Es ist nun aber klar, dass bei den Verhandlungen keine wirklichen Fortschritte erzielt wurden und Trump scheint die Geduld zu verlieren", schrieb Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader.
In Frankfurt und auch europaweit zogen Anleger vor allem bei solchen Werten die Reißleine, die in der Regel besonders sensibel auf konjunkturelle Veränderungen reagieren. So gingen zum Beispiel Aktien aus der Chipindustrie auf Talfahrt: Die Anteilsscheine von Infineon (4:IFXGn) sackten am Dax-Ende um mehr als 6 Prozent ab.
Gefragt jedoch waren die als recht robust geltenden Versorger- und Immobilienaktien. Die Papiere von Vonovia (4:VNAn) stiegen an der Dax-Spitze um rund 1 Prozent. Sie profitierten auch von erfreulichen Geschäftszahlen: Steigende Mieten und Zukäufe im Ausland hatten im ersten Halbjahr für deutlich mehr Gewinn gesorgt.
Europas größter Versicherer Allianz (4:ALVG) verzeichnete zwar einen überraschend hohen Gewinn. Verantwortlich dafür war aber vor allem ein Sonderertrag in der US-Lebensversicherung. Damit konnten sich die Anteilsscheine der aktuellen Marktschwäche nicht entziehen und fielen um fast 3 Prozent.
Lanxess (4:LXSG) trotzte zwar den sich eintrübenden Konjunkturaussichten. Dabei profitierte der Spezialchemiekonzern von gut laufenden Geschäften mit Wasseraufbereitungsprodukten sowie vom Projektgeschäft im Feinchemiebereich. Aber auch die Lanxess-Papiere gerieten in den Sog des schwachen Gesamtmarktes und sackten um mehr als 7 Prozent ab.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite auf ein Rekordtief von minus 0,51 Prozent. Damit wurde der jüngste Rekord von 0,44 Prozent deutlich unterboten. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,29 Prozent auf 145,89 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) legte um 0,03 Prozent auf 175,89 Punkte zu.
Der Euro kostete zuletzt 1,1083 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,1037 (Mittwoch: 1,1151) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9060 (0,8968) Euro.