FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat dank der Annäherung im griechischen Schuldenstreit weiter zugelegt. Der Dax (DAX) baute seine Gewinne am Dienstag sukzessive aus und stand am Nachmittag 1,46 Prozent höher bei 11 627,88 Punkten. Damit knüpfte der Leitindex an seinen fulminanten Wochenauftakt an, der ihm mit einem knapp vierprozentigen Kurssprung das größte Tagesplus seit August 2012 beschert hatte.
"An den Kapitalmärkten scheint sich zunehmend die Hoffnung auf eine Einigung durchzusetzen", kommentierte Marktexperte Christian Henke vom Broker IG den Optimismus der Anleger.
Auch die anderen deutschen Aktienindizes setzten ihren Höhenflug unbeirrt fort: Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte stieg um 1,44 Prozent auf 20 316,18 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 2,13 Prozent auf 1707,29 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 1,38 Prozent auf 3645,72 Punkte hoch.
ZUVERSICHT VOR NÄCHSTEM FINANZMINISTER-TREFFEN
Zwar hatten die Treffen der Euro-Finanzminister sowie der Staats- und Regierungschefs am Montag noch zu keinen Beschlüssen geführt. Doch EU-Gipfelchef Donald Tusk lobte die jüngsten Spar- und Reformangebote Griechenlands als die "ersten wirklichen Vorschläge in vielen Wochen". EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker zeigte sich zuversichtlich, dass die Finanzminister auf ihrem morgigen Treffen Ergebnisse erzielen werden, bevor am Donnerstag und Freitag der reguläre EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs stattfindet.
Allerdings besteht sowohl für Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch für Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), bis dahin noch Handlungsbedarf. Zudem sehen Griechenlands Medien Regierungschef Alexis Tsipras nach seinen Zugeständnissen in Erklärungsnot gegenüber dem Parlament und seiner Partei. Einem Regierungssprecher zufolge könnte es vorgezogene Wahlen geben, falls das Parlament eine mögliche Vereinbarung nicht billigt. Eine solche muss zudem im Bundestag und einigen anderen Parlamenten Mehrheiten finden.
AUTOBAUER UND DEUTSCHE BANK STARK
Im Dax gehörten die Aktien der Autobauer zu den Favoriten. Der Rückenwind für die anhaltende Erholung kam vom schwachen Euro, der ihre Produkte für Käufer außerhalb des Währungsraums erschwinglicher macht. BMW (XETRA:BMWG) verteuerten sich um 2,54 Prozent. Die Titel von Daimler (XETRA:DAIGn) und Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) legten um jeweils mehr als 2 Prozent zu.
Auch die Papiere der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) knüpften mit plus 1,90 Prozent an die gute Vortagsentwicklung an. Als Kursstütze sah Analyst Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel die jüngste Annäherung im griechischen Schuldenstreit. Ein weiterer Börsianer sah Nachholeffekte nach der zuletzt unterdurchschnittlichen Kursentwicklung. Zudem stütze eine positive Branchenstudie der UBS (SIX:UBSG), ergänzte Händler Markus Huber vom Broker Peregrine & Black.
KAUFEMPFEHLUNGEN TREIBEN POST UND TELEKOM AN
Positive Analystenkommentare sorgten auch anderswo für Kursgewinne. Die Aktien der Deutschen Post (ETR:DPW) verteuerten sich als Dax-Spitzenreiter um 3,11 Prozent, nachdem die Investmentbank Equinet zum Kauf geraten hatte. Für die Titel der Deutschen Telekom (XETRA:DTEGn) ging es dank einer Kaufempfehlung der japanischen Bank Nomura um 2,29 Prozent hoch. Dagegen hinkten die Lufthansa-Papiere (XETRA:LHAG) mit minus 0,43 Prozent erneut hinterher. Bereits am Montag hatten sie wegen des drohenden nächsten Streiks weniger als alle anderen Dax-Werte zugelegt.
An der MDax-Spitze erholten sich die Anteilsscheine des Baudienstleisters Bilfinger (XETRA:GBFG) dank einer Hochstufung durch die DZ Bank um weitere 4,75 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei Konkurrent Hochtief (XETRA:HOTG), dessen Aktien 2,11 Prozent gewannen. Ihnen half eine positive Studie des Bankhauses Lampe.
AIXTRON UND MANZ IM TECDAX VORN
Bei den Technologiewerten glänzten Aixtron-Papiere (ETR:AIXA) mit plus 4,16 Prozent. Börsianern zufolge profitierte der Spezialmaschinenbauers von der Zertifizierung einer neuen Maschine durch den taiwanesischen LED-Hersteller Epileds.
Manz-Aktien (XETRA:M5ZG) konnten mit Gewinnen von 4,57 Prozent einen Teil des jüngsten Kursrutsches aufholen. Alleine am Vortag waren die Papiere in der Spitze um 10 Prozent abgesackt, was von Beobachtern mit dem Ausbau von Leerverkaufs-Positionen begründet worden war. Equinet-Analyst Thomas Rau sieht indes trotz Spekulationen um möglicherweise zu hohe Unternehmensziele des Maschinenbauers seine positive Einschätzung als "voll intakt". Er bestätigte sein Kaufvotum.