FRANKFURT (dpa-AFX) - Sorgen um Griechenland haben den Dax (DAX) am Freitag von seinem jüngsten Rekordlauf abgebracht. Der Leitindex rutschte bis zum Nachmittag mit 0,66 Prozent ins Minus auf 10 667,32 Punkte.
Händler verwiesen darauf, dass im griechischen Schuldendrama die neue Regierung auf einen Konflikt mit den internationalen Geldgebern zusteuere. Noch vor einem ersten Treffen mit Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem hatte Athen bekräftig, dass der harte Sparkurs der vergangenen Jahre beendet werden solle.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte verbilligte sich um 0,38 Prozent auf 18 583,21 Punkte. Der EuroStoxx-50-Index (DJ Euro Stoxx 50) verlor 0,75 Prozent. Der TecDax (TecDAX) gewann dank einiger starker Technologie-Werte dagegen 0,39 Prozent auf 1493,85 Punkte.
'ÜBERFÄLLIGER RÜCKSCHLAG'
Ein Rückschlag sei nach dem starken Anstieg in den vergangenen Wochen überfällig gewesen, sagten Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin "Index-Radar" und Marktanalyst Daniel Saurenz von Feingold Research übereinstimmend. Auch ungünstige Wirtschaftsdaten gaben den Anlegern zu denken: Die Teuerung in Europa liegt auf dem niedrigsten Niveau seit Juli 2009.
Noch am Morgen hatte die gute Stimmung von der Wall Street den Dax bis auf 6 Punkte an sein Rekordhoch von 10 810 Punkten herangetrieben. Danach ging es jedoch runter. Die New Yorker Börsen hatten im Kielwasser wieder steigender Ölpreise und dank der teilweise sehr positiv aufgenommenen Geschäftsergebnisse der Konzerne im Plus geschlossen.
VOLKSWAGEN RUTSCHEN ANS DAX-ENDE
Im Dax rutschten die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) mit minus 3,23 Prozent auf 197,55 Euro ans Ende. Das Papier zeige besonders gut die Gewinnmitnahmen vor dem Wochenende, sagte ein Händler. Nach einem sprunghaften Anstieg sei zuletzt bereits etwas Kraft verloren gegangen. Zeitweise rutschte das Papier sogar bis auf 193,65 Euro. Ein Händler vermutete "Stopp-Loss"-Verkäufe. Dabei werden Verkaufsorders beim erreichen eines bestimmten Kurses in den Markt gegeben. Anleger wollen sich so vor größeren Verlusten schützen.
Die T-Aktie (XETRA:DTEGn) hinkte mit minus 0,68 Prozent hinterher. Ein Händler sah die Ergebnisse der Mobilfunk-Auktion in den USA als mögliche Belastung. Dort hatte der verzweifelte Kampf um Mobilfunk-Kunden den Preis für neue Frequenzen auf einen Rekordwert getrieben. Zu den Bietern gehörte die Telekom-Tochter T-Mobile US.
LUFTHANSA PROFITIEREN VON ÜBERNAHMEFANTASIE
Dagegen legten die Papiere der Lufthansa (XETRA:LHAG) 0,56 Prozent zu. Nachrichten eines Konkurrenten sorgen einem Händler zufolge für Fantasie: Die Airline-Holding IAG (ISE:IAG) - zu der British Airways, Iberia und Vueling gehören - bekommt einen finanzkräftigen Investor aus dem Golfstaat Katar. Die Fluggesellschaft Qatar Airways steigt mit knapp 10 Prozent bei den Europäern ein. Lufthansa profitierte zudem von einer Kurszielerhöhung des japanischen Analysehauses Nomura.
An der Indexspitze standen aber Lanxess-Aktien (XETRA:LXSG) mit plus 1,07 Prozent. Thyssenkrupp (XETRA:TKAG) verteuerten sich um 0,66 Prozent auf 22,775 Euro. Vorstandschef Heinrich Hiesinger bekannte sich auf der Hauptversammlung im Bochum zum Aufräumen bei dem Stahlkocher und Industriekonzern.
AAREAL BANK LEGT NACH PLATZIERUNG AM ENDE ZU
Im Fokus standen auch die Titel der Aareal Bank (XETRA:ARLG). Großaktionäre haben fast 30 Prozent an dem Immobilienfinanzierer bei 31,50 Euro je Aktie platziert. Der erhöhte Streubesitz und auch der geringe Abschlag beim Platzierungspreis seien positiv, schrieb Analyst Christian Koch von der DZ Bank. Koch empfiehlt die Aktie zum Kauf. Das Papier der Aareal Bank stand nach anfänglichen Verlusten zuletzt 1,30 Prozent höher bei 33,46 Euro.
Eine optimistische Studie der Deutschen Bank trieb die Papiere der Norma Group (XETRA:NOEJ) auf ein neues Rekordhoch bei 45,89 Euro. Die Anteile des Automobilzulieferers standen zuletzt mit 1,60 Prozent im Plus bei 44,725 Euro.
Die Privatbank Berenberg stufte dagegen MTU (XETRA:MTX) aus Bewertungsgründen ab. Die Papiere des Triebwerksherstellers verloren daraufhin 1,69 Prozent.